Tag 2 - 19.08.2002

Ich weiß ja nicht, ob der Schaltermensch sich wegen des ADAC-Ausweises ein wenig rächen will, aber das Zimmer ist doch etwas laut. Und so liege ich seit 3 Uhr nachts wach und mache Ratespiele, welches Geräusch das nächste sein würde - eine laufende Dusche, eine knallende Tür, ein dröhnendes Flugzeug oder sich zwei auf chinesisch unterhaltende Menschen. Um 6 Uhr stehen wir dann auf, weil unser Flug ja bereits um 8 Uhr losgehen sollte. Schade, daß der Shuttle-Bus erst um 6:50 fährt und so stehen wir ein paar Minuten vor dem Hotel und warten. Am Flughafen erreichen wir dann die Abflughalle für die nationalen Flüge. Dort wird die Bordkarte nicht von einem Menschen ausgestellt, sondern man muß einen Automaten bemühen. Dieser versucht als erstes zu ergründen, wer man überhaupt ist und wohin man fliegen will. Der erste Versuch besteht darin, daß man seine Kreditkarte einsteckt. Da ich aber die Flugtickets nicht mit der Kreditkarte bezahlt habe, haut das schon mal nicht hin. Als nächstes versucht er es mit der Flugnummer, die man eingeben muß. Dumm nur, daß mir bereits TUI geschrieben hatte, daß sich diese geändert hat und nicht mit der auf dem Ticket übereinstimmt. Also wieder nicht. Als letztes bleibt noch irgendeine Code-Nummer des Ticketaustellers. Die drei Beispieltickets, die mir der Automat zeigt, sehen nicht im geringsten aus wie meine und so funktioniert das ganze erst, als mir ein freundlicher Mitarbeiter zeigt, wo ich denn die Code-Nummer finde. Wär ich nie drauf gekommen. Naja. Nächste Hürde auf dem Weg zum Flugzeug ist der Airport Improvement Fee, so eine Art Gebühr für die Aktion "Schöner unsere Dörfer und Gemeind... ähhh Flughäfen". Clever wie wir sein wollen, nehmen wir natürlich einen Automaten und Jörgs VISA-Karte. Da Whitehorse außerhalb von British-Columbia liegt, wählen wir die Option "Nordamerika" für $CAN 10 pro Person. Dumm gelaufen, wie uns der Kontrolleur gleich darauf erklärt, denn für Whitehorse brauchen wir nur $CAN 5 bezahlen. Also zurück zum Schalter, den wir eigentlich umgehen wollten und einen Antrag auf Rückerstattung ausgefüllt. Das ganze dauert dann erst mal 10 Minuten. Wer jetzt denkt, jetzt wären wir endlich beim Flugzeug angelangt, der irrt, denn jetzt kommt erstmal die Handgepäckkontrolle. Diese stellt alles bisher dagewesene in den Schatten. Alles was irgendwie Strom verbraucht, muß zum Beweis der Funktionstüchtigkeit eingeschaltet werden. Also schalte ich die Videokamera ein und fahre mein Notebook hoch und wieder runter. Selbst Jörg mit dem Fotoapparat kommt nicht ungeschoren davon. Endlich erreichen wir das Flugzeug. Wir fliegen wieder mit einer Boeing 737, allerdings einer etwas kleineren Variante, bei der man sich beim Anblick der Tragflächen des Eindrucks nicht erwehren kann, daß diese Maschine wohl öfters in etwas rauere Gebiete fliegt. Allerdings muß man sagen, daß ich noch nie mit einer so guten Fluggesellschaft wie Air Canada geflogen bin. Die Maschine ist nicht ganz voll und wir haben einen Fensterplatz und einen Platz in der Mitte. Zu Essen gibt es eine Teigrolle mit Eiern, Champignons und allerlei anderem Zeug darin und eine Frühstücksbox. Diese enthält einen Orangensaft, einen Joghurt, Apfelscheiben mit Karameldipp (!) und andere tolle Sachen. Dazu gibt es Tee und Kaffee, soviel man will. Zeitweise haben wir auch einen tollen Ausblick.


So siehts weiter unten aus.


Langsam wird es einsam.

Nach einem sehr beschaulichen Flug landen wir dann in Whitehorse. Es ist schon erstaunlich, was die Leute alles so im Gepäck haben. Auf dem Gepäckband tummeln sich ein Kindersitz fürs Auto, eine circa 2 Meter lange Papprolle die das ganze Gepäcksystem leicht zum Erliegen bringen könnte sowie mehrere Frischhalteboxen, wie man sie aus diversen Arztserien kennt. Ihr wisst schon, die wo Spenderorgane mit transportiert werden.


Endlich am Ziel...

Nach einem erfolglosen Versuch, die Wohnmobilfirma anzurufen (blödes Telefon), haben wir genug und nehmen uns ein lustiges Taxi ohne Anschnallgurte. Naja, so wie die hier fahren braucht man das eh nicht. Zehn Minuten später und $CAN 12 ärmer stehen wir vor Fraserway RV Rentals und stellen erstaunt fest, daß hier mehr Deutsche rumrennen als in El Arenal. Selbst die Leute von Fraserway sprechen gleich Deutsch mit uns. Soll uns nicht stören. Die Einweisung in das Wohnmobil (RV = Recreational Vehicle) erfolgt durch eine etwas ältere Frau, die alles sehr genau nimmt und uns viele nützliche Tipps gibt, wie zum Beispiel die Dachluken vor Fahrtantritt zu schließen - "Die fliegen sonst weg und das kostet Sie sehr viel Geld!". Auch ist sie der Meinung, zwei junge Leute wie wir halten es zwei Wochen ohne Bier nicht aus und so beschreibt sie uns erstmal den Weg zum nächstbesten Schnapsladen. Wir lassen uns aber davon nicht abschrecken, denn das Wohnmobil ist einfach genial. Es ist für einen Pickup mit aufgeschnalltem Wohnteil echt riesig. Allein die Höhe ist mit 3,50 Meter schon fast an der Höhenbegrenzung in Deutschland angekommen. Die Kiste fährt sich super - Automatik, Cruise Control (Tempomat), Klimaanlage, 300 PS Turbodiesel, zuschaltbarer Allradantrieb.


Unser Traumauto.

Nachdem wir nun endlich das Auto haben, fahren wir erstmal einkaufen. Der Laden nennt sich Extra Foods und wir merken schnell, daß der Einkaufskorb, den wir uns genommen haben nicht ganz ausreicht und wir doch einen Wagen nehmen sollten. Dabei mache ich mich erstmal ziemlich zum Kloppie, denn das mit der Münze einwerfen und Wagen nehmen funktioniert total anders, als in Deutschland. Man muß nämlich die Kette, die in den nächsten Wagen gesteckt wird gleichzeitig mit der Münze in den eigenen Wagen stecken. Naja, jedenfalls stopfen wir den Wagen dann ganz schön voll. Am praktischsten sind die 4 Liter Getränkebehälter für Milch. Apropos Milch, die gibt es von fettfrei bis maximal 2% Fett. Nach dem Einkauf erkunden wir noch ein bißchen Whitehorse und schauen uns einen Werbefilm für den Yukon im Touristenzentrum an. Warum man Touristen, die sowieso schon da sind sowas noch zeigt bleibt mir auch irgendwie verschlossen. Anschließend haben wir ziemlichen Hunger und angesichts der großen Anzahl von Fast-Food-Ketten entschließen wir uns für KFC und hauen uns den Magen voll.


Die Klondike, einer von zwei übriggebliebenen Raddampfern, kann in Whitehorse besichtigt werden.

Mittlerweile ist es schon später Nachmittag und wir müssen uns langsam einen Platz für die Nacht suchen. Also fahren wir zu den Takhini Hot Springs. Das sind heiße Quellen, wo das Wasser mit 36-42 Grad in ein Becken fließt und man dann drin baden kann. Das macht soviel Spaß, daß wir gleich 2,5 Stunden am Stück im Wasser liegen. Wir sehen dann zwar ein wenig verschrumpelt aus, aber fühlen uns wie neugeboren. Die Nacht verbringen wir dann im RV Park, der gleich neben den Quellen ist.