Tag 5 - 22.08.2002

Das war die erste Nacht, in der ich nicht gefroren haben. Das liegt wohl daran, daß ich mit meinen normalen Klamotten eingeschlafen bin. Ab jetzt zieh ich mir immer mindestens Socken zum Schlafen an. Da wir am Vortag so früh eingeschlafen sind, haben wir garnicht gemerkt, daß neben uns auf dem RV Park ein weiterer Truck Camper (also ein Pickup mit aufgeschnalltem Wohnteil) übernachtet hat. Als ich am Morgen aus dem Auto steige, grüßt mich der Fahrer mit einem netten "Morning!". Beim Abbauen des Wasser- und des Stromanschlusses höre ich mal so ein bißchen, was die beiden so quatschen. Sie sprechen Deutsch mit einem unüberhörbar österreichischen Akzent. Nagut. Jetzt geht es aber los auf dem Dempster Highway nach Inuvik in den Northwest Territories. Der Dempster Highway ist eine berühmt berüchtigte 700 Kilometer lange Schotterpiste. In meinem Reiseführer steht: "Vergessen Sie alle Horrorgeschichten, die Sie über den Dempster Highway gehört haben. Die Straße ist durchweg gut befahrbar." Naja, der Autor ist bestimmt nicht bei Regenwetter gefahren.


40 Kilometer von Dawson City entfernt beginnt der Dempster Highway.


Und hier noch ein paar gute Tipps.

Am Abzweig des Dempster Highway vom Klondike Highway sehen wir, wie die Österreicher ihr Auto auftanken. Anscheinend wollen sie auch in unsere Richtung. Anfangs fährt es sich ganz gut und Jörg heizt mit über 100 Sachen dahin. Erlaubt sind nur 90 km/h. Die Fahrt führt durch absolut menschenleere Berggebiete, wo teilweise schon Schnee liegt. Die nächste Tankmöglichkeit liegt übrigens 370 Kilometer entfernt. Dazwischen gibt es so gut wie nichts. Langsam wird die Straße durch den Regen ziemlich matschig und man muß teilweise ganz schön gegenlenken, weil man auf dem Matsch lustig hin und herrutscht.


Es gibt tatsächlich Leute, die fahren den Dempster Highway mit einem Mercedes.


Wir kommen in die Berge.

Unterwegs überholen uns die Österreicher und winken auch freundlich. Wir winken zurück.


Noch ein ziemlich weiter Weg. Eagle Plains ist die erste Tank- und Rastmöglichkeit nach dem Beginn des Dempster Highways.

Unser armes Auto wird durch den Schlamm extrem dreckig. Und das nicht nur von außen. Irgendwann überholen wir wieder die Österreicher, die an einem Aussichtspunkt Rast machen. Wieder gibt es ein nettes Hallo. Wir kommen immer höher. Leider sieht man nicht mehr sehr viel, da wir bereits in den Wolken fahren. Irgendwann nach 6 Stunden erreichen wir Eagle Plains und tanken erstmal. Sicher ist sicher. Die Österreicher treffen kurz nach uns ein. Wir entschließen uns mal zu kucken, ob es hier etwas zu essen gibt und gehen in die Eagle Plains Lodge hinein. Am Eingang muß man die Schuhe ausziehen, damit nicht soviel Schlamm reinkommt. Innen treffen wir die Österreicher, die uns auf Englisch fragen, wo wir noch hinfahren. Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns auf Deutsch. Macht ja auch Sinn. Die beiden kommen aus Graz und wollen nur noch bis zum Polarkreis fahren. Wir wollen noch weiter bis Fort McPherson. Jörg ißt erstmal die Suppe des Tages, gekocht von Mrs. Lee Lee und dann fahren wir weiter. Kurz vor dem Polarkreis kommen uns die Österreicher entgegen (sie waren nämlich schon vorgefahren) und wir sehen sie zum letzten Mal. Am Polarkreis ist es schon ziemlich kalt und so machen wir schnell ein paar Fotos und fahren dann weiter nach Norden.


Der Polarkreis.

Vom Polarkreis sind es noch etwas 60 Kilometer bis zur Grenze zwischen dem Yukon und den Northwest Territories. Ich weiß ja nicht, ob die das mit Absicht gemacht haben, aber die Grenze ist so ziemlich der kälteste Ort der ganzen Strecke. Es liegen auch schon mindestens 10 cm Schnee. Und der Eisbär ist das Symbol der Northwest Territories. Das paßt. In den Northwest Territories gilt die Mountain Time Zone und so müssen wir unsere Uhren eine Stunde vorstellen. Ganz schön spät auf einmal.


An der Grenze zu den Northwest Territories. Unser schönes Auto...

Langsam geht es jetzt wieder runter und wir nähern uns Fort McPherson, einem kleinen Ort mit circa 800 Einwohnern, von denen 3/4 First Nation People sind. Dort wollen wir übernachten.


Es wird wieder flacher, denn wir nähern uns dem MacKenzie-Delta.

Um nach Fort McPherson zu kommen, muß man mit einer kostenlosen Fähre über den MacKenzie River fahren. Da vor uns gerade zwei LKW sind und die Fähre nicht sehr groß ist, müssen wir ein wenig warten.


So sieht ein Autotransport auf dem Dempster Highway aus.


Unser Auspuff.


Die Fähre. Es gibt keinen festen Anlieger, sondern man schüttet sich einfach ein wenig Matsch so zusammen, daß man halbwegs auf die Fähre raufkommt. Im Winter kann man direkt über das Eis fahren.


Während der Überfahrt.

Das Runterfahren von der Fähre gestaltet sich etwas schwierig, da die gegenüberliegende Seite extrem matschig ist. Aber der nette Mensch auf der Fähre gibt noch tolle Tipps: Nicht in der vorhandenen Spur fahren, Vollgas geben und dann passt das schon. Außerdem: "You've got four wheel drive anyway." Und ich filme das ganze. Naja, irgendwie geht das schon und wir fahren nach Fort McPherson auf der Suche nach einem RV Park. Den gibt es aber nicht. Dafür sehen wir ein bißchen was vom Ort. Wir fahren schließlich ein Stück zurück und übernachten einfach auf dem Parkplatz des Visitor Information Centers. Erlaubt ist das glaube ich nicht. Zum Abendbrot braten wir uns ein paar Hühnerbrüste und essen Nudeln dazu. Sehr lecker.