Tag 25+26 - 11./12.09.2002
Irgendwann heute früh, jedenfalls vor dem Aufstehen, wirft draußen auf dem Parkplatz jemand sein Auto an. Das wäre ja nichts ungewöhnliches, wenn das Auto nicht extrem laut wäre. Und es wäre auch nicht so schlimm, wenn der Mensch gleich losfahren würde. Aber er läßt sich Zeit und sein röhrendes Auto steht bestimmt 5 Minuten rum. Beim Aufstehen habe ich dann leichte Kopfschmerzen. Wir machen wie üblich den Fernseher an und auf allen Kanälen kommen Live-Reportagen von den Trauerfeiern zum 11.September. In den Eyewitness News auf KIRO7, dem lokalen CBS-Sender, sehen wir Bilder vom Seattle Center (das Gebiet rund um die Space Needle). Dort gibt es kleine Plastikbeutel mit Erde, die aus dem Kompost der Blumen vom letzten Jahr gemacht wurde, und wir beschließen, da auch mal hin zu fahren.

Sämtliche Fernsehsender haben ihre Übertragungswagen aufgestellt.

Zwei große Feuerwehrautos haben ihre Leitern ausgefahren und dazwischen hängt eine Fahne. Das ist aber auch das einzige, was ein bißchen kitschig ist.

Unten am Brunnen stehen ein paar Bilder mit Opfern des Terroranschlags. Und es gibt auch Bilder, wie es hier vor einem Jahr ausgesehen hat.
Letztes Jahr haben hier unheimlich viele Blumen rumgelegen und so hat man 20000 von den kleinen Plastikbeuteln gemacht, die jetzt vom Roten Kreuz verteilt werden. In den Beuteln liegt auch eine Tulpenzwiebel, die man einpflanzen soll. Wir holen uns jeder einen Beutel und setzen uns noch ein bißchen hin. Alles ist ziemlich feierlich und garnicht groß patriotisch oder kitschig. Es sind viele Leute da und zwischendrin laufen die Reporter rum und machen Interviews oder proben ihre Live-Auftritte. Wir könnten noch ein Weilchen hier bleiben, aber wir müssen ja leider weiter. Also machen wir noch ein paar Bilder von der Space Needle und fahren dann los.

Die Space Needle.

Due North. (Ist was für Insider.)
Der Grenzübergang geht diesmal relativ schnell. Ob das nun daran liegt, daß weniger Leute da sind oder ob die Kanadier schneller kontrollieren, kann ich nicht sagen. Der kanadische Grenzbeamte will garnicht unsere Pässe sehen, sondern fragt gleich wo wir herkommen, wo wir hinwollen, wann wir abreisen und natürlich die üblichen Fragen nach mitgebrachten Sachen, also Alkohol, Waffen und dergleichen. Auch fragt er, was wir in den USA so gekauft haben. Meine Antwort "Nothing special" ist wohl etwas ungenau und so fragt er nochmal nach. Aber T-Shirts sind wohl keine Schmuggelware und so können wir weiter.

Alle Flaggen hängen auf Halbmast, sowohl auf der us-amerikanischen, als auch auf der kanadischen Seite.
Wir stehen jetzt angesichts der Zeit vor der Frage, ob wir nochmal nach Vancouver reinfahren oder ob es gleich zum Flughafen geht. Wir entschliessen uns, nochmal nach Downton Vancouver zu fahren.

Die Skyline von Downtown Vancouver.

In der Innenstadt.

Canada Place, ein Konferenz- und Ausstellungszentrum. Hier wurde auch mal eine Folge von MacGyver gedreht. Für alle, die sich noch an die 80er Jahre erinnern.
Wir parken in der Nähe von Canada Place und machen einen kurzen Bummel. Das Wetter ist echt toll und man hat einen schönen Blick über die Bucht.

Direkt an Canada Place liegt ein Kreuzfahrtschiff der Carnival Reederei.

Im Vordergrund liegt der Stanley Park und im Hintergrund sieht man die Lionsgate Bridge und North Vancouver.
Jetzt haben wir noch eine halbe Stunde, um zum Flughafen zu kommen und das Auto abzugeben. Dummerweise kommen wir in einen Stau und müssen auch noch tanken und sind so 15 Minuten zu spät. Aber das ist wohl auch kein Problem und noch ehe Jörg die Koffer ausgepackt hat, kriegt er schon die Rechungsquittung in die Hand gedrückt. Insgesamt sind wir 6010 Kilometer in 9 Tagen gefahren. Ganz schön. Wir gehen nun zum Schalter von British Airways und checken das Gepäck ein. Der Schalter ist, obwohl es noch 3 Stunden bis zum Abflug sind, ziemlich voll und so kriegen wir auch nicht unbedingt die besten Plätze im Flugzeug. Ich sitze außen am Gang und Jörg in der Mitte zwischen mir und dem Fensterplatz. Wir kaufen uns nun noch zwei Vancouver-T-Shirts und warten dann auf den Abflug. An der Sicherheitskontrolle muß ich diesmal nur die Videokamera und das Notebook einschalten. Auf einem Computermonitor sieht man Jörgs durchleuchteten Rucksack mitsamt den knapp 30 Filmdosen. Davon macht Jörg natürlich erstmal ein Foto. Gegen 20:30 geht es dann los und wir sitzen wieder in einer Boeing 747-400 mit Flugziel London Heathrow. Vor und neben uns sitzen ein paar Franzosen und davor liegt die Bordküche. Beim Essen hat man die tolle Auswahl zwischen Fisch und Lamm. Also nichts mit "Chicken or Pasta". Einer der Franzosen kommt gerade von vorn von der Toilette zurück und erzählt irgendwas mit "...cuisine...", als ob da vor uns die riesen Küche wäre. Die sind lustig, die Franzosen. Nach dem Essen geht dann irgendwann das Licht aus und wir versuchen so gut wie möglich zu schlafen.
Irgendwie habe ich geschlafen wie zu Hause... auf Klo. Es war total eng, die Klimaanlage war so kalt, daß ich mir eine Decke nehmen musste und außerdem haben irgendwann die Flugbegleiter angefangen, das Frühstück vorzubereiten. Dabei haben sie mit allerlei Blechgeräten rumgeklappert und an schlafen war nicht mehr zu denken.

Irgendwo hier ging das Geklappere in der Küche los.
Das Frühstück ist aber auch nicht gerade der Hammer, es gibt nur eine, wenn auch üppig belegte, Brotscheibe und ansonsten einen Früchtesalat und einen Joghurt. Jetzt mit Air Canada fliegen... oder mit KLM, da gab es wenigstens ein frisches Brötchen. Aber man kann nichts machen und wir landen ja auch so irgendwann in London. Dort müssen wir wieder in einen Bus steigen, um zum Terminal 1 zu gelangen. 90 Prozent der 400 Mitreisenden haben wohl auch diese Absicht und so ist der Bus unheimlich voll. Wir fahren wieder ewig über das Flughafengelände. Ich glaube, es gibt keinen Ort im Yukon, wo man so lange mit dem Bus fahren kann. Angekommen im Terminalgebäude müssen wir wieder durch eine Sicherheitskontrolle und diesmal ist es wirklich voll. Die Zick-Zack-Schlange, in der wir stehen hat sieben Reihen und jede Reihe ist ungefähr 20 Meter lang. Insgesamt gibt es 2 von diesen Schlangen. Dafür ist die Kontrolle weniger streng, als in Vancouver. Ich muß keins von meinen elektrischen Geräten einschalten und auch Jörg kommt durch. Allerdings hat er mal wieder vergessen, daß er in seiner Hosentasche noch eine von den kleinen Cola-Dosen aus dem Flugzeug hat und so piept es bei ihm. In der Terminalhalle warten wir dann auf unseren Weiterflug nach Berlin. Am Flugsteig fragt der British Airways-Angestellte, ob ein paar Leute, die nur Handgepäck haben, wegen Überbuchung nicht vielleicht später fliegen wollen und als Entschädigung dafür Geld bekommen. Im Flugzeug sitzen fast nur irgendwelche Geschäftsleute und als das Fasten Seatbelt-Zeichen ausgeht, springen die auf einmal alle auf, rennen auf die Toilette oder starten ihre Computer. Irgendwo bei Braunschweig beginnen wir dann mit dem Landeanflug auf Berlin-Tegel.

Was zum Geier ist Freiburg an der Elbe?
Da wir in London aufgrund hohem Flugaufkommens etwas später losgeflogen sind, erreichen wir Berlin auch mit ein paar Minuten Verspätung. Unser Gepäck ist so ziemlich das letzte, was kommt. Aber wenigstens geht es uns nicht wie der einen Frau, die total erschrocken feststellt, daß ihr Gepäck heute wohl nicht mehr ankommt. Hinter der Zollbarriere (wo keiner kontrolliert) stehen dann unsere Eltern, drücken uns zwei völlig sinnlose Blumen in die Hand und unsere Reise ist damit zu Ende. Scheiße...
Ende :-(