Tag 15 - 01.09.2002
In der Nacht hat es mal wieder so doll geregnet, daß ich wach geworden bin. Jetzt beim Aufstehen scheint die Sonne. Da wir heute einen langen Weg vor uns haben, gehen wir mal richtig frühstücken zu "Fast Eddy's". Ich bestelle mir eine zwei Rühreier mit Hash Browns (für alle, die es nicht wissen: das sind in Streifen geraspelte Kartoffeln, die gebraten werden) und dazu noch Toast. Jörg nimmt im Prinzip das selbe, nur hat er noch Schinkenwürfel in seinem Rührei. Es sind ganz schöne Portionen und ich bin danach ziemlich satt.

Fast Eddy's. Sehr zu empfehlen, falls ihr mal in Tok, Alaska vorbeikommt. Ist auch kaum zu verfehlen, denn es gibt nur eine Straße.

Sonnenaufgang in Tok.
Die Fahrt geht nun auf dem Alaska Highway in Richtung Whitehorse, das wir möglichst noch heute erreichen wollen. Es sind über 600 Kilometer, also halten wir uns ein bißchen ran. Während der Fahrt gibt es beim Wetter mal wieder das Übliche. Mal Regen, mal Sonne. Mal ist es im Auto total warm und mal muß man die Heizung aufdrehen. Die Landschaft ist nicht ganz so abwechslungsreich. Aber langsam nimmt die Verfärbung der Bäume zu. Sie sehen richtig leuchtend gelb aus, eine Farbe, die ich in Europa noch nicht gesehen habe.

Ich hoffe, man sieht die Verfärbung auf den richtigen Fotos noch besser.

Mit unserem Kühlergrill-Insektenschutz könnte man schon so manches Insekten-Sammelbuch füllen.
Nach ungefähr 140 Kilometern erreichen wir die kanadische Grenze. Die Grenze besteht aus einer dicken Schneise, die man in den Wald gehauen hat. Sie liegt genau am 141. Längengrad. An der Grenze steht ein Grenzpfosten, an dem wir erstmal die typischen Grenzbilder machen. Also einer von uns ist in den USA, einer in Kanada. Auch setzt sich Jörg mitten auf den Grenzpfosten und ich mach ein Foto davon. Und wir wundern uns, daß wir soviele Filme verknipsen.

Endlich wieder das metrische System!
Nach dem Grenzpfosten muß man erstmal noch 20 Kilometer bis zur kanadischen Grenzstation fahren. Jörg, der die ganze Zeit gefahren ist, läßt mich jetzt fahren, denn er will nicht mit dem Grenzbeamten auf Englisch sprechen. Naja, ist mir auch egal. Der Kontrolleur sieht unsere deutschen Pässe und spricht mich erstmal auf Deutsch an. Er fragt mich, wie lange wir noch in Kanada bleiben wollen. Da ich irgendwie nicht damit klarkomme, wenn mich jemand im Ausland auf Deutsch anspricht oder mir ein Formular auf Deutsch gibt (man denke nur an die Einreise in die USA), antworte ich in schönstem Berlinerisch: "Anderthalb Wochen". Das Wort "Anderthalb" ist ihm wohl neu, denn er versteht mich nicht und selbst mir kommt das auf einmal komisch vor und so gibt es noch ein korrektes "Eineinhalb" hinterher. Zur Belohnung gibt es einen schicken Stempel in den Pass, wo jetzt offiziell draufsteht, daß wir 6 Monate in Kanada bleiben können. Ich weiß garnicht, was die da in Vancouver immer für einen blöden Stempel benutzen. Zu guter Letzt fragt er uns noch das Übliche, also ob wir Schußwaffen, Alkohol oder Zigaretten dabei haben. Haben wir natürlich nicht, und so geht die Fahrt gleich weiter. An einigen Stellen sind die Bäume jetzt richtig gelb und es sieht echt klasse aus.

Lauter gelbe Bäume. Und das schönste ist: es regnet nicht.

Ein Stop(p)-Schild mitten im Nichts.
Unsere gemütlich Reise wird kurz darauf von einer Baustelle unterbrochen, auf der riesige Kipper hin und herfahren. Auch ist die Straße nur einspurig und der Verkehr wird immer wechselseitig durchgelassen. Auf jeder Seite steht dafür ein Mensch (meist eine Frau) mit einem albernen Stopschild in der Hand. Das gibt es hier häufiger. In Deutschland würde man dafür wahrscheinlich eine Ampel hinstellen. Aber vielleicht sollten wir das auch machen, dann hätten wir nur 2 Millionen Arbeitslose.

Ein riesiger Kipper fährt riesige Mengen Geröll hin und her.
In der Baustelle gibt es als Straße nur eine Schotterpiste und da es hier relativ trocken ist, staubt das mächtig. Wenn dann noch so ein Riesen-Kipper vorbeifährt sieht man manchmal überhaupt nichts mehr.

Auch so kann der Alaska Highway aussehen.
Aber auch dieses Hinderniss überstehen wir und wir erreichen nach einiger Zeit den Kluane Lake. Dieser besteht aus Gletscherwasser und ist richtig leuchtend blau. Das zusammen mit den gelben Bäumen sieht sehr genial aus.

Der Kluane Lake. Was soll man dazu noch sagen.
Wir fahren nun durch bis Whitehorse. Zwischenzeitlich sieht man in einigen Kilometern Entfernung einen heftigen Regen niedergehen, obwohl man selber fast noch im Sonnenschein steht.

Hinten regnet es richtig doll. Da würde ich nicht vor die Tür gehen.
In Whitehorse suchen wir uns erstmal einen RV Park, da es schon relativ spät ist und die Büros meist nur bis 22:00 Uhr geöffnet sind. Wir nehmen den Pioneer RV Park, denn dieser hat einen High-Speed Internetzugang und angeblich auch einen Modem-Port. Nachdem wir bezahlt haben, fahren wir aber noch einmal nach Whitehorse rein, denn mittlerweile haben wir wieder Hunger. Wir waren ein Weilchen nicht bei KFC, also geht es da hin. Der Erfinder von KFC, Colonel Sanders (das ist der alte Opa mit der lustigen Schleife um den Hals - ich werd mal noch ein Foto machen), hat wohl gerade Geburtstag (obwohl er bestimmt schon seit 30 Jahren tot ist) und so hängen lauter Luftballons im KFC's. So ein Personenkult ist ja fast schon unheimlich und wir denken uns Vergleiche aus, die man hier nicht erwähnen sollte. Lustig ist auch hier in Kanada, daß wirklich alles zweisprachig ist. Selbst das Kentucky Fried Chicken wird ins Französische übersetzt und heißt dann irgendwas mit Poulent Frit Kentucky oder so, abgekürzt jedenfalls PFK. Na Hauptsache, wir sind satt und so beschließen wir den Abend mit ein bißchen Surfen im Internet (1 Loonie=1 Dollar für 12,5 Minuten). Ich suche nochmal kurz nach dem Modem-Port, aber nachdem mir ein großer schwarzer Hund über den Weg läuft und man mittlerweile aufgrund der Dunkelheit fast nichts mehr erkennt, laß ich das lieber sein und geh schlafen. Natürlich nicht, ohne einen Blick in den Sternenhimmel gewagt zu haben, denn den sieht man hier richtig gut.
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