Tag 20 - 06.09.2002
Die Nacht war ein bißchen unruhig. Die Eismaschine stand ziemlich dicht an unserem Zimmer und irgendwelche Leute haben die ganze Nacht Eis geholt und das war nicht gerade leise. Während der Nacht hat es auch geregnet und es ist nun ziemlich schwül und unangenehm. Also setzen wir uns ins Auto, schmeissen die Klimaanlage an und fahren Richtung Mexiko. Es geht fünfspurig in unsere Richtung und Jörg hat wieder ganz schön mit dem Fahren zu tun. An der letzten Abfahrt in den USA fahren wir ab und parken auf einem der großen Parkplätze. Alles ist hier auf Tagestouristen ausgelegt.

On The Edge Border Parking. Den Namen muß man sich auch erst mal ausdenken.
Wir laufen dann zur Grenzstation, die nur ein paar hundert Meter weg ist. Man geht dann durch so eine metallene Drehtür, die man nur in einer Richtung passieren kann. Und dann kommt auch schon die Grenze.

Die Grenze zwischen den USA und Mexiko.
Die mexikanischen Grenzbeamten sitzen einfach nur da und lassen jeden ohne Kontrolle passieren. Was sollen sie auch machen, es wird ja wohl kaum einer illegal aus den USA nach Mexiko einreisen wollen oder vielleicht irgendwas schmuggeln. Übrigens sind in Mexiko Waffen und Munition jeglicher Art, im Gegensatz zu den USA, verboten. Und die Mexikaner haben das metrische System.

Es fahren nur wenige aus den USA nach Mexiko.

Willkommen in Tijuana.
Man geht nun durch eine zweite Einbahnstraßen-Drehtür und plotzlich steht man mitten in Mexiko. Und schon kriegen wir voll den Kulturschock. Alles ist irgendwie ärmlicher und überall stehen fliegende Händler und versuchen irgendwelchen Schnickschnack an die Touristen zu verkaufen. Wir beschließen, den Schildern in Richtung Innenstadt zu folgen. Auf dem Weg dahin werden wir andauernd von Leuten angesprochen, ob wir nicht was kaufen wollen oder ob wir nicht mal in diesen oder jenen Laden gehen wollen. Jörg achtet da garnicht drauf. Ich versuche wenigstens ab und zu mal ein "No, thanks" zu murmeln. Wir werden auch von ein paar Kindern angebettelt, die vielleicht erst 4 oder 5 Jahre alt sind.

Überall gibt es Souvenirläden und jedesmal steht davor einer, der versucht, die Touristen zu überreden, mal in den Laden zu gehen.

In Tijuana können die US-Amerikaner Medikamente ohne Rezept kaufen und so decken sie sich in riesigen Mengen ein. Die Stadt hat daher eine unmheimliche Dichte an Apotheken.
Beim Umherlaufen entdecken wir das Hardrock Cafe und so holen wir uns erstmal zwei T-Shirts. Irgendwie haben wir jetzt aber genug und so gehen wir zurück zur Grenze. Vor der Grenze gibt es ein Haus, in dem die Mexikaner ein Visum bekommen können und es stehen eine Menge Menschen davor. Auch gibt es einen riesen Autostau vor der Grenze.

Insgesamt stauen sich die Autos auf 10 Spuren auf einer Länge von mindestens 500 Metern. Weiter kann man nicht sehen, da die Straße einen Knick macht. Ab und zu hupt auch einer, was aber offensichtlich nicht viel bringt.

Von einer Brücke aus kann man die Mauer sehen, die die US-Amerikaner gebaut haben, um illegale Einwanderer zu verhindern. Wie früher in Berlin...
Kurz vor der Grenze gibt es komischerweise mehrere Fahrradverleihstationen. Es klärt sich aber schnell auf, wofür die da sind. Wenn man mit einem Fahrrad über die Grenze will, dann muß man sich nicht bei den Fußgängern anstellen, sondern hat eine extra Spur und kommt so in 5 Minuten rüber. Wir gehen aber zu Fuß und müssen uns mit allen anderen anstellen. Es ist total warm in dem Kontrollgebäude. Das ist aber auch kein Wunder, denn draußen sind bestimmt 35 Grad. Wir stehen ein Weilchen und werden dann von einer total gelangweilt dreinschauenden Beamtin kontrolliert, die kein Wort sagt, aber dafür unseren Paß durch ein elektronisches Lesegerät zieht. Wir können passieren und stehen nun wieder in den USA. Ich glaube, so müssen sich früher die Wessis (sorry für den Ausdruck, aber ich sage ja auch Ossis) gefühlt haben, wenn sie in der DDR waren. Da wir wegen der Hitze großen Durst haben, gehen wir erstmal 20 Meter hinter der Grenze zu McDonald's. Irgendwie ist das total kraß: Die meisten der Mexikaner auf der anderen Seite werden nie in ihrem Leben die Möglichkeit haben, diese Grenze zu passieren und wir spazieren hier fröhlich hin und her, kaufen uns noch T-Shirts als Souvenir und gehen dann erstmal zu McDonald's. Mmmh, da wird man schon nachdenklich... Wir fahren jetzt aber wieder nach Los Angeles, denn wir wollen uns da mal noch ein bißchen was anschauen. Es herrscht mal wieder dichter Verkehr, aber ab und zu können wir eine Carpool-Lane benutzen.

Auf der Carpool-Lane kommt man echt gut voran. Übrigens sitzt in allen Autos rechts immer nur eine Person.
Wir biegen von der Interstate ab und fahren den Pacific Coast Highway entlang. Hier wohnen die etwas reicheren Leute und man sieht rechts und links abgeschlossene Wohngemeinden mit eigenem Sicherheitsdienst am Eingang.

Was für ein Gegensatz zu Tijuana.

Man sieht hier auch richtig viele deutsche Nobelkarossen.
Wir beschließen nun nochmal nach Hollywood zu fahren. Da wir aber keinen Stadtplan haben, verfahren wir uns ziemlich und landen irgendwann wieder am Pazifik. Also parken wir erstmal und gehen dann an den Strand von Santa Monica. Man sieht schon ganz ordentliche Wellen und es gibt auch einige Leute, die surfen.

Dieser lustige Vogel rennt immer vor den Wellen weg und sucht aber im feuchten Wasser nach was zu essen.

Die Wassertemperatur geht so. Ich glaube, ich habe dieses Jahr schon in kälteren Berliner Gewässern gebadet.

Unser schickes Auto aus Alberta, Kanada am Strand des Pazifik.
Jetzt müssen wir aber langsam aufbrechen, denn wir wollen ja noch nach Las Vegas. Wir fahren mal wieder durch die halbe Stadt auf den völlig überlasteten Highways und kommen per Zufall mitten in Hollywood raus. Ich kann sogar kurz den allseits bekannten Schriftzug in den Bergen sehen (und filmen).

Downton Los Angeles bei Tag.
Wir fahren aber ohne anzuhalten weiter. Die Sonne geht schon wieder unter und es wird dunkel. Naja, was auch sonst. Also geht es im Dunkeln durch die Mojave-Wüste nach Nevada. Genau an der Grenze zwischen Kalifornien und Nevade geht es mit den Kasinos los. Riesige Leuchttafeln strahlen einen an und ich filme drauf los. Eine von den Tafeln strahlt plötzlich so hell, daß ich denke, die Kamera spinnt. Das ist so absurd, daß wir erstmal laut loslachen müssen und uns fast nicht mehr einkriegen. In einiger Entfernung sieht man schon eine richtig helle Glocke am Himmel. Also ist Las Vegas nicht mehr weit und als wir dann ankommen ist das schon ziemlich heftig. Überall leuchtet und blinkt etwas. Sogar das Motel 6 hat eine flackernde und flimmernde Werbetafel.

Nach 4 Stunden fahrt sieht man sowas mitten in der Wüste.

Eins von den Kasinos. Es gibt auch noch das Luxor, das aussieht wie eine Pyramide.
Das Motel ist mit 71 Dollar ganz schön teuer, vor allem, da der Flughafen nur einen Steinwurf entfernt ist (das könnt ihr ruhig wörlich nehmen), aber für eine Nacht muß das mal gehen. Dafür gibt es in der Lobby schon ein paar Einarmige Banditen. Eigentlich wollten wir nochmal auf den "Strip", die Hauptstraße hier, aber wir sind ganz schön müde und so gehen wir lieber schlafen und schauen uns das morgen nochmal an. Außerdem muß ich den Tag heute erstmal verdauen.
Nächster Tag