192 Meter über dem Mississippispiegel.
Tag 4 - 04.02.2005
"Same procedure as every day, Jens!" Oder so ähnlich, denn da ich ja hier in das Familienleben mit eingebunden bin, geht es los, wie jeden Tag. Obwohl heute Freitag ist und da kommen laut Jörg die Kinder besonders schwer aus dem Bett. Und tatsächlich, die liegen wie Blei in ihren Betten. Da bin ich ja mal auf Montag gespannt, da sollen sie nämlich angeblich so ausgeruht vom Wochenende sein, daß sie schon sonstwann aufstehen und Fernsehen kucken.
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Honeynut Cherios und ein in der Mikrowelle erwärmter Doughnut. |
Nachdem wir die Kinder zum Schulbus gebracht haben, entspannen Jörg und ich erstmal ein bißchen. Ich allerdings ein bißchen mehr, denn Jörg fängt noch an, das Badezimmer zu putzen. Ich schalte mich derweil ein wenig durch das äußerst reichaltige Fernsehangebot von DirecTV und bleibe beim Weather Channel hängen.
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Interessante Sachen zeigen die hier. Aber die Qualität der Animation ist natürlich noch stark verbesserungswürdig! |
Irgendwann bekommen wir beide Hunger und so machen wir uns mal schnell auf den Weg zu... Arby's. :-) Jaja, haltet mich ruhig für bekloppt, aber das ist wirklich soooo lecker! Außerdem liegt das Wochenende vor uns und da müssen wir ja eh eine Zwangspause einlegen.
Auf dem Rückweg halten wir an einem riesigen Sportladen, denn ich will mal kucken, ob es sich lohnt, eine Bowlingkugel zu kaufen. Die sind wirklich gar nicht teuer, die billigsten gibt es ab umgerechnet 35 Euro. Luft hab ich ja im Koffer, weil ich für Jörg noch diverse Sachen mitgebracht habe. Und so eine Kugel mit genau passendem Gewicht und extra für mich gebohrten Löchern... grübel... Der Sportladen ist wirklich groß und man bekommt Zubehör für sämtliche Sportarten. Das ist ja hier so eine Sache mit den Amerikanern, wenn die sich für eine Sportart entschieden haben, wird erstmal eine komplette Ausrüstung gekauft. Amy zum Beispiel hat eine extra tolle Tasche, wo ihre Queues und was man sonst noch so zum Billiardspielen braucht drin sind. Sieht mächtig nobel aus.
Da das Wetter heute richtig toll ist, Sonnenschein und 15 Grad, machen wir nach unserer Rückkehr nach Hause noch einen Spaziergang um den Block mit Casey. Die freut sich natürlich wieder richtig.
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Hätte ich ja auch nicht gedacht, daß ich mal mit einem Hund spazierengehe. Wo ich Hunde seit meiner Zeit als Zeitschriftenausträger eigentlich gar nicht leiden kann. |
Nach einer halben Stunde sind wir zurück und man merkt, daß Casey nicht so oft raus kommt. Die ist nämlich ganz schön am japsen und Zunge raushängen lassen. Also legt sie sich gleich ins Wohnzimmer und macht erstmal ein Nickerchen. Der Hund ist hier übrigens nicht das einzige Haustier, es gibt im Badezimmer noch eine Plastikbox, da wohnt eine Krabbe drin. Meistens versteckt die sich in so einem Schneckenhaus.
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What a crab! |
Amy ruft an und sagt, daß sie in 10 Minuten da ist und wir dann los können. Gesagt, getan, wenig später machen wir uns auf den Weg, holen die Kinder früher aus der Schule und fahren zum Gateway Arch. Nick und Bella waren da nämlich auch noch nicht drauf und da können wir das gleich zusammen machen.
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Der Arch sieht wirklich toll aus im Sonnenlicht. |
Um nach oben zu gelangen, muß man mit einer sehr merkwürdigen Bahn fahren. Die besteht im Prinzip aus mehreren runden Passagierkabinen, die wie an einer Kette aufgereiht sind und die sich in jede beliebige Richtung bewegen können. Zum Anfang fährt man nach rechts, dann wackelt es mächtig und dann geht es aufwärts. Und kurz vor Schluß geht es dann wieder nach links. Naja, alles besser, als die über tausend Stufen zu laufen, sind ja schließlich 192 Meter bis ganz nach oben. Die Kabinen sind ganz schön eng und man muß aufpassen, daß man sich den Kopf nicht stößt. Wahrscheinlich haben die damals in den 60er Jahren nicht damit gerechnet, daß die Amis mal so verfetten. Ein dicker Mensch hätte nämlich schon Probleme, durch die Tür zu kommen. Oder das ist Absicht, damit der Bogen nicht zu sehr belastet wird.
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Eine der 6 oder 7 Kabinen der Bahn. |
Nach circa 3 Minuten Fahrt ist man dann oben und kann durch relativ kleine Fenster rauskucken. Man sieht ganz St. Louis und den Mississippi.
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The Old Man River, der Mississippi mit dem Schatten vom Gateway Arch. Die andere Uferseite liegt schon im Bundesstaat Illinois, wogegen wir ja in Missouri sind. |
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Downtown St. Louis mit dem Edward Jones Dome. Dort spielen die St. Louis Rams, ein Footballteam, und es passen 66000 Menschen hinein. |
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Und so kuckt man aus den Fenstern. |
Nach einer kurzen Wartezeit geht es mit der Bahn wieder runter. Das geht sehr viel schneller als die Fahrt nach oben und man muß ordentlich schlucken, damit der Druck auf den Ohren wieder weg geht. Mittlerweile ist es Zeit, etwas zum Dinner zu sich zu nehmen und wir fahren alle zum Hard Rock Cafe, wo wir uns noch mit einer Freundin von Amy treffen und dann tatsächlich was essen. Bis jetzt habe ich da ja immer nur T-Shirts gekauft. :-)
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Das Hard Rock Cafe. |
Das Hard Rock Cafe befindet sich in der St. Louis Union Station, das war hier einmal der größte Bahnhof. Früher war St. Louis wegen seiner Lage ein unheimlicher Verkehrsknoten und so ist die Union Station riesig. Allerdings fahren hier keine Züge mehr, sondern man hat die Fläche unter der großen Halle mit Geschäften, Kneipen und Restaurants richtig schick ausgebaut.
Unsere Kellnerin gibt sich ordentlich Mühe und als sie merkt, daß Jörg und ich nicht von hier sind, setzt sie sich kurzerhand mal zu uns und wir plaudern ein bißchen. Ich glaub, das würde in Deutschland keiner machen, außer vielleicht mein Lieblingsitaliener, aber der kennt mich ja schon. Ab und zu wird man unterbrochen von der Ansage, daß hier einer der Gäste Geburtstag hat und dann singen alle "Happy Birthday" und klatschen. Bei uns hat leider keiner Geburtstag, obwohl unsere Kellnerin gleich noch mal nachfragt. Da sie sich so rührend um uns kümmert, verleitet das Amy zu der Aussage "Maybe she has a crush on you?", wobei sie mich meint. Ich übersetz das mal lieber nicht... :-)
Nach dem Essen kauf ich mir das obligatorische T-Shirt und wir spazieren noch ein bißchen durch die Union Station. Es ist richtig was los und man sieht eine Menge Menschen. Mehr, als in Downtown zumindest.
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Die St. Louis Union Station. |
Es gibt auch tolle Läden, zum Beispiel den "Bud Shop". In St. Louis ist die nach eigenen Angaben größte Brauerei der Welt, Anheuser-Busch, beheimatet, der Hersteller von Budweiser. Und im "Bud Shop" gibt es nun sämtliches Zubehör zum Bier. Zapfhähne, Bierdeckel, T-Shirts, ... und und und. Am besten sind aber diese typischen Leuchtschilder, die wären was für meine neue Küche. Obwohl ich ja keinen Alkohol trinke.
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Kann man hier alles kaufen. |
Nachdem wir genug gesehen haben und Amy im "Body Shop" noch einen Massageroller gekauft hat, der aussieht wie so ein Gerichtshammer, fahren wir nach Hause. Auf dem Weg liegt an der Interstate eine Fabrik und man sieht, wie irgendwelche Dämpfe austreten. Bella sieht das auch und meint dazu: "Look at the cloud factory!", also "Kuckt mal die Wolkenfabrik!". :-)
Zum Abschluß des Tages spielen wir "Scene It", ein Spiel wo es um Filme geht. Leider gewinnt das Frauenteam, obwohl wir Männers souverän in Führung gegangen waren. Naja, man kann nicht alles haben. Gute Nacht!
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Die Fragen kommen immer von der DVD und man muß zum Beispiel bei einem Filmausschnitt genau aufpassen und dann sagen, wie der Frosch hieß oder wie alt jemand geworden ist. |