Der Perverse aus dem Keller.
Tag 10 - 10.02.2005
Da ich mich ja morgen auf den Weg nach Kanada mache, lassen wir den Tag heute ruhig angehen. Weil er eh gerade dabei ist, putzt Jörg meine Schuhe und während er das tut, kucken wir zusammen die "Jerry Springer Show". Das ist im Prinzip eine komprimierte Fassung von allem Schlechten, was man aus deutschen Nachmittagstalkshows kennt, plus einen ordentlichen Schuß Prügelei auf der Bühne. Eigentlich kann man das auch schon gar nicht mehr als Talkshow bezeichnen, denn man versteht sowieso nichts, bei all dem Zensurpiepen.
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Jerry Springer, der Godfather der Prügeltalkshows, bei seiner Zusammenfassung. Eigentlich völlig unnötig, denn letztlich will man ja eh nur sehen, wie sich welche Prügeln. Ring frei! |
Als wir genug davon haben, machen wir uns auf den Weg, um ein wenig zu shoppen. Da mir Julia ja angedroht hat, daß sie mit mir "durch den Schnee stapfen" will, muß ich mal schauen, ob ich dafür etwas passenderes zum Anziehen finde. Also fahren wir in eine von diesen riesigen Shoppingmalls. Es gibt unheimlich viele Läden und Stände, von "Adopt A Crab", über einen Laden mit gebrauchten Computer- und Videospielen, bis hin zu "Victoria's Secret". Holla!
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Hier kriegt man solche Krabben, wie die bei Amy im Badezimmer. Der große Glaskasten in der Mitte war voll mit Krabben jeglicher Größe. |
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Ziemlich nobel die Mall. Rechts ein Laden, wo man nur Apple-Produkte bekommt. Es ist mir zwar peinlich, aber ich war tatsächlich mal drin. |
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So sieht ein anständiger Sportladen in den USA aus. |
So richtig was zum Schneestapfen finde ich aber nicht und so schlendern wir nur ein wenig durch die Mall und kucken uns alles an. Irgendwann bekommt Jörg aber Hunger und da machen wir uns auf den Weg und essen was bei ... Achtung, Premiere! ... KFC! Gebt's zu, das hättet Ihr jetzt nicht gedacht.
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Mmh, happi happi, lecker Hühnerteile! Man merkt, Jörg hat Hunger! |
Nach dem Essen geht es Jörg wieder besser. Das gute ist, der KFC liegt direkt beim Postamt und so kann ich mir noch Briefmarken für meine Postkarten holen. Ich verrate jetzt aber nicht, wer von Euch eine bekommt. Dann kann ich mich bei denjenigen, die keine bekommen, nämlich immer noch rausreden, daß die Post die verbummelt hat. Ätsch!
So langsam passen wir uns den Gegebenheiten in den USA an und so heißt es nach dem Postbesuch: Zeit für den Nachtisch! Also ab zum Eisladen und nochmal einen Sundae reingeworfen. Der Eisladen sieht aus wie einer aus den 60er Jahren. Inklusive Elvis-Poster und ein paar Schallplatten an der Wand.
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Eine riesige Auswahl gibt es hier. Und das ist alles nur Eis! |
Da man aber nicht nur genießen, sondern auch mal ein bißchen arbeiten soll, wäscht Jörg als nächstes das Auto. So richtig viel bringt das aber irgendwie nicht und ich fühle mich an meine Bundeswehrzeiten erinnert, wo ich eine Stunde lang meinen LKW geschrubbt habe und hinterher sah der original genauso dreckig aus, wie vorher. Naja, dann bilden wir uns zumindest ein, daß wenigstens das Winterstreusalz runter ist. Einbildung ist ja auch 'ne Bildung.
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Jörg mit Hochdruck beim Autoputzen. |
Nun geht es aber zurück nach Hause, denn bevor Amy heute abend wiederkommt, muß noch ein wenig aufgeräumt und geputzt werden. Jaja, jetzt kann ich es ja schon wieder hören: Typisch Männerwirtschaft! Das stimmt aber nicht, denn sooo schlimm ist es nun auch wieder nicht. Eigentlich liegt nämlich nur diverser Kram von den Kindern rum. Und rote Hundehaare. Insofern müssen die Kinder auch gleich ran, als sie aus der Schule kommen. Die lassen nämlich immer alles einfach liegen. Nicht, daß ich anders wäre, aber bei den Kindern kann man ja vielleicht erziehungstechnisch noch was machen. Bei mir ist eh Hopfen und Malz verloren. Nick muß sein Zimmer und Bella den Keller aufräumen. Sie hat nämlich unten mit ihren ganzen Barbiepuppen rumgespielt und die lagen da nun teilweise unbekleidet rum. Ich hab schon Angst gekriegt, daß mich jemand für den Perversen aus dem Keller hält.
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Was man beim Aufräumen alles so an Spielzeug findet... |
Jörg hat aber auch noch einen guten Job abgefaßt, er säubert den Garten von Caseys Hinterlassenschaften. Und davon gibt es eine ganze Menge.
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So schlimm kann das gar nicht sein, er lacht ja noch! Er hat mir auch noch einen Tip gegeben: "Immer an der selben Seite des Plastebeutels anfassen!" Was auch immer das heißen mag. |
Jetzt müssen wir aber langsam los, denn Bella hat ja noch Turnen. Wir setzen sie ab, fahren ein bißchen einkaufen, noch mal kurz nach Hause und dann wieder zur Turnhalle, Bella wieder einsammeln. Und dann müssen wir auch schon zum Flughafen und Amy abholen. Sie ist auch ziemlich schnell da. Die anderen fahren nun ohne mich zurück nach Hause, denn ich hole mir jetzt meinen Mietwagen bei meinen Freunden von National Car Rental. Die sind wirklich sehr billig, viel billiger jedenfalls als Hertz und Konsorten, selbst wenn man den ADAC-Mitglied-Spezialtarif bucht. Falls Ihr es noch nicht bemerkt habt, das war jetzt ein versteckter Tip für zukünftige Nordamerikaurlauber unter Euch.
Vom Flughafen aus muß man mit einem Shuttlebus zur Autoausgabe fahren. Leider gibt es für die Mittelklasse, die ich gebucht habe, nur Chevrolet Malibus. Und, ich hab die wahnsinnige Auswahl zwischen weiß und silber. Naja. Da ich irgendwann mal eine Statistik gesehen habe, daß silberne Autos am wenigsten Unfälle haben, entscheide ich mich für einen schicken silbernen 2005er Chevrolet Malibu mit New Yorker Kennzeichen. Wenigstens etwas!
Amy ist ein bißchen kaputt, was auch kein Wunder ist bei der Menge, die sie arbeitet, und da will sie gleich ins Bett. Jörg und ich fahren noch schnell was essen und gehen dann ebenfalls ins Bett. Ich muß ja morgen auch ein bißchen fahren.