On the road.

Tag 11 - 11.02.2005
<< Tag 10 - 10.02.2005 Übersicht Tag 12 - 12.02.2005 >>

Heute geht es also los nach Norden. Ich bin ein bißchen zwiegespalten, denn einerseits freue ich mich natürlich total darauf, den Reinhold Messner ohne Bart und die Julia zu sehen. Andererseits ist es hier bei Jörg und Amy eigentlich ganz gemütlich und so eine lange Fahrt alleine ist ja auch nicht ohne. Aber das ist ja immer so, da wo man ist, will man eigentlich nicht weg, aber wenn man dann woanders ist, dann ist es auch schön und man will nicht wieder nach Hause.

Ich stehe so auf, daß ich den Kindern und Amy noch Tschüß sagen kann, esse ganz in Ruhe meine tägliche Schüssel Corn Flakes, telefoniere dann mit Jörg noch ein bißchen in der Gegend rum und mach mich dann gegen 10:00 Uhr endlich auf den Weg.

Mein schickes Auto, das mich hoffentlich gut nach Kanada und wieder zurück bringt.

Und hier der total traurige Bruder, wie er mir zum Abschied zuwinkt. Nagut, ist natürlich gestellt...

Da ich ja erst morgen abend bei meinem Lieblingsgitarristen auftauchen darf, hab ich genug Zeit. Und deswegen entscheide ich mich nicht für die schnellste Route, sondern mache einen kleinen Umweg. Dafür fahre ich dann auf dem Rückweg direkter, da ich mich ja da dann ein bißchen beeilen muß. Das gute daran ist nun, daß sich Hin- und Rückweg vollkommen unterscheiden und nur die ersten, bzw. letzten 10 Kilometer gleich sind.

Und damit ihr wißt, wo ich so langgefahren bin und wo ich überhaupt hin will, hier mal eine Karte:

Die gelbe Strecke bin ich heute gefahren, die komische rosa-lilafarbene ist dann morgen dran.

Von St. Louis, beziehungsweise von South County aus, geht es direkt über den Mississippi nach Illinois. Das Wetter ist richtig klasse, zwar ein bißchen kalt, aber dafür strahlender Sonnenschein.

Es ist zwar ein bißchen unscharf, aber hier fahre ich gerade in den Bundesstaat Illinois, "Land of Lincoln".

Heute gibt es übrigens fast nur Fotos, die aus dem Auto heraus gemacht wurden. Ist ja auch kein Wunder, ich muß ja nebenbei noch ein bißchen fahren. Übrigens hat das Auto neben der standardmäßigen Automatik auch Cruise Control, also einen Tempomat. Man braucht nur noch lenken.

Illinois hat ziemlich strikte Verkehrsregeln. In den meisten Bundesstaaten steht am Anfang einer Baustelle auf der Interstate meist nur, daß sich ab hier sämtliche Bußgelder verdoppeln. Illinois setzt da noch eins drauf und droht Rasern gleich mal ordentlich.

Für alle, die nicht ganz so fit in Englisch sind: "Anfahren eines Straßenarbeiters - 10.000 Dollar Strafe und 14 Jahre Gefängnis." Da nimmt man gleich mal den Fuß vom Gas!

Illinois ist eigentlich ein ziemlich langweiliger Staat. Links und rechts der Interstate wechseln sich Felder mit vereinzelten Waldstücken ab. Dabei geht es ab und zu mal ein kleines bißchen hoch und dann wieder ein bißchen runter, meist passiert jedoch gar nichts. Die einzige Abwechslung besteht darin, daß man teilweise so riesigen Schlaglöchern ausweichen muß, daß man sich im Falle eines Mißerfolgs jedes Mal fragt, wie das Auto sowas aushält. Überhaupt, ich muß ja mal über die schlechte Straßenqualität meckern. Da regt man sich immer über Deutschland auf, aber im Vergleich zu hier ist das das Paradies. Und es sind nicht nur die Schlaglöcher, manchmal hat man hier einen ganz komischen Straßenbelag, bei dem die Reifen einen unheimlichen Krach machen. Um das zu überdecken, kann man nur das Radio lauter drehen und so schalte ich zwischen christlichen Musik-, Oldie-, den "best variety"- und Countrysendern hin und her. Da kommt schon Freude auf, wenn man dann zum Beispiel zu John Mellencamps "Small Town" durch die weiten Landschaften gleitet. Oder poltert, je nach gegenwärtigem Zustand der Fahrbahn.

Meine Route führt mich jetzt schnurgeradeaus auf der Interstate 70 in Richtung Indianapolis. Die Stadt kennt natürlich jeder Motorsportfreund als Heimat der Indy 500. Und auch unser großer Held und 10 Millionen Dollar Tsunami-Spender Michael Schumacher gibt da einmal im Jahr ein Stelldichein.

Mein erstes Etappenziel: Indianapolis.

Wie der Name Indianapolis schon sagt, liegt die Stadt im Bundesstaat Indiana, den ich nach 2,5 Stunden Illinois auch erreiche. Indiana ist schon ein bißchen interessanter und irgendwie erinnert mich die Landschaft ein bißchen an Deutschland. Es ist ein bißchen hügeliger und es gibt mehr Wald mit blätterlosen Laubbäumen.

Die Grenze zu Indiana.

Indianapolis ist so eine typische amerikanische Großstadt. Zuerst fährt man durch die Vororte mit den ganzen Einfamilienhäusern und dann sieht man die gar nicht so große Innenstadt mit den Hochhäusern.

Im Hintergrund die Skyline von Indianapolis.

Aber weiter geht es auf der Interstate 70 in Richtung Osten. Mein nächstes Etappenziel ist Columbus, Ohio. Bevor ich aber da hinkomme, mache ich einen Zwischenstop in Greenfield, Indiana, weil ich neue Karten auf mein GPS laden muß. Da das circa 40 Minuten dauert, nutze ich die Zeit um was zu essen und gleich noch zu tanken.

In Greenfield gibt es auch einen Aldi. Wie praktisch!

Es geht nun locker flockig weiter in Richtung Ohio. Das Fahren ist gar nicht so anstrengend, wie Ihr jetzt vielleicht denken könntet. Erstens hab ich ja Automatik und Cruise Control und zweiten fahre ich für mein Leben gern Auto. Um 15:50 Uhr, also nach 3:10 h in Indiana, erreiche ich die nächste Grenze zwischen zwei Bundesstaaten.

In Ohio wird man vom Gouverneur persönlich begrüßt. Wie nett!

Das Wetter ist jetzt nicht mehr so schön, der Himmel ist bewölkt und es ist noch kälter geworden. Aber wahrscheinlich ist das nur so ein Gefühl, weil die Sonne weg ist. Die Strecke ist ziemlich öde, erst in Columbus wird es wieder ein bißchen interessanter. Eigentlich sogar ein bißchen zu interessant, denn man hat angesichts des Interstate-Gewirrs ganz schön zu tun und ich muß kucken, daß ich mich nicht verfahre. Mittlerweile ist es auch schon dunkel und so überlege ich mir, daß ich ja mal langsam nach einem Motel Ausschau halten könnte. Und wie ihr mich kennt, ich versuche ja immer besonders schlau zu sein. Also nehme ich keins in der Umgebung von Columbus, sondern fahre noch ein Stückchen, weil es ja bestimmt mitten in der Pampa billiger ist. Denke ich zumindest, denn das "Knights Inn" in einem Ort mit dem merkwürdigen Namen Mt. Gilead ist gar nicht billiger, als das handelsübliche Motel 6 in Columbus. Aber ich hab nun keine Lust mehr und weiterfahren lohnt sich auch nicht, soviel Zeit wie ich morgen habe. Also nehm ich mir ein Zimmer und versuche als erstes mal, eine Internetverbindung herzustellen. Das stellt sich aber als absolutes Problem raus, denn in diesem Kaff gibt es keine lokale Einwahlnummer von America Online. Oder die Telefonleitung ist ausgefallen, denn die kostenlose 1-800er Nummer von AOL funktioniert auch nicht. Also ein ziemlicher Griff daneben und ich mach mir vorher so viele Gedanken...

Ich hole mir zum Abendbrot noch was vom McDonald's nebenan, schreib die Webseiten und hau mich dann in mein riesiges Bett. Schnarch.

"Mein" Auto vor "meiner" Zimmertür. Das Motel ist total leer, aber wenigstens habe ich die Gewissheit, daß ich mit Winterreifen unterwegs bin. Der Schnee hat mich nämlich dazu gebracht, mal nachzukucken.


<< Tag 10 - 10.02.2005 Übersicht Tag 12 - 12.02.2005 >>