17 Dollar bis zur Insolvenz.
Tag 15 - 15.02.2005
Damit wir heute nicht wieder ganz so spät aufwachen, haben wir uns extra einen Wecker gestellt. Ein ziemlich blödes Geräusch, das ich im Urlaub eigentlich nicht hören wollte. Aber naja, wir müssen ja auch einmal ein bißchen vorwärts kommen. Den ganzen Weg bis nach Ottawa oder Montreal schaffen wir ja eh nicht mehr, dafür hätten wir am Anfang ein bißchen besser planen müssen. Aber zumindest bis nach Kingston wollen wir heute, dann sind wir morgen pünktlich gegen Mittag wieder in Hamilton und Sebastian kann gegen 13:00 Uhr seine heißgeliebte Tätigkeit wieder aufnehmen.
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Wie praktisch, wenn man so dicht an der Tür zum Motelzimmer parkt, kann man den Koffer gleich vom Bett aus in den Kofferraum werfen. |
Auf das Frühstück verzichten wir vorerst, denn wir wollen erstmal ein Stückchen fahren. Heute geht es von Barrie aus erst nach Norden, um den halben Lake Simcoe herum und dann Richtung Peterborough. Da ich ja ein netter Mensch bin, erspare ich Euch das Kramen nach einem Atlas und zeig Euch hier mal eine Karte.
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Unsere heute gefahrene Route. Wie man sieht, geht die gelbe Linie nicht nach Kingston, aber dazu später. Achja, und der Bogen um Julia herum war übrigens keine Absicht, sondern nur die schnellste Route. :-) |
Unterwegs befahren wir den Trans-Canada-Highway, eine Straße, die einmal quer durch Kanada geht. Dabei führt sie von Halifax in Nova Scotia (mein DDR-Atlas sagt dazu Neuschottland) bis nach Vancouver Island an der Westküste. Damit man die Straße nicht verfehlt, gibt es ein markantes Zeichen.
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Das Trans-Canada-Highway-Zeichen. Lindsay ist übrigens keine Frau, wie man bei Sebastian vermuten könnte, sondern der Name einer Stadt. Das Pappschild hat wohl ein glücklicher Anhalter zurückgelassen. |
In Peterborough halten wir erst einmal an und gehen zu Tim Hortons. Ich glaub, mittlerweile wird das für mich sowas wie das kanadische Arby's. Ich eß wieder ein paar leckere Bagel und Sebastian trinkt einen Fruchtpunsch. Oder so ähnlich, bei Speisen und Getränken weiß man ja nie genau, ob man das nun Wort für Wort übersetzen sollte. In Peterborough ist aber eigentlich eine ganze Menge los und wo wir schon mal da sind, machen wir einen kleinen Stadtbummel.
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Das Rathaus von Peterborough. |
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Die zentrale Hauptstraße. Hier gibt es lauter Läden und eine Menge Autos. |
Wer wie Sebastian seinen Gitarren Frauennamen gibt, der ist wohl musikabhängig und da ist es kein Wunder, daß wir gleich mal in einen Laden für Instrumente und Zubehör reingehen müssen. Es gibt zwar nur komische Gitarren von einem Menschen namens Oscar Schmidt, aber ausprobieren kann man die ja mal.
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Was Kleines, ... |
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... was billiges Blaues, ... |
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... was toll klingendes Zwölfseitiges ... |
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... und was ganz Anderes. |
Wer Sebastian kennt, der kann sich jetzt ungefähr vorstellen, wie er da den Laden totgerockt hat. Aber so ist er nun einmal und man muß das akzeptieren.
Nach dem Besuch des Musikladens und dem Kauf von zwei gebrauchten CDs beenden wir unseren Bummel und machen uns wieder auf den Weg. Mittlerweile ist das Wetter nämlich nicht mehr so schön und es hat wieder angefangen, zu regnen. Tanken müssen wir aber noch und da paßt es ganz gut, daß die einzige überdachte Tankstelle auch noch die billigste ist.
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72,7 kanadische Cent pro Liter, das entspricht in etwa sehr billigen 45 Eurocent. Unvermeidlich natürlich auch der Tim Hortons Drive-Thru. |
Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir den Ort Belleville und nutzen den dortigen Wal-Mart für eine kleine Erleichterungspause. Hier kann man nämlich in den Supermärkten auch auf die Toilette gehen, was ja bei der riesigen Auswahl und den damit verbundenen Entscheidungsschwierigkeiten relativ nützlich werden kann. Nebenan gibt es auch eine Filiale von Office Depot, einem Laden für Bürobedarf. Da es dort auch warm und gemütlich aussieht, schauen wir auch da gleich mal vorbei. "Und dann kam der Moment, der alles veränderte." wird später mal in den Geschichtsbüchern stehen. Sebastian sieht nämlich das Notebook, das er sich schon seit einiger Zeit kaufen wollte, für 250 Dollar weniger, als in anderen Läden. Also geht die große Grübelei los und wir fahren zur nächsten Scotiabank, damit Sebastian kucken kann, ob er genug Geld hat. Und was soll ich sagen, er hat! Nach dem Kauf bleiben dann zwar nur noch 17 Dollar auf dem Konto übrig, aber was solls. Er muß ja sonst für Essen und andere Dinge nichts ausgeben. Also spricht er zurück im Office Depot den Satz, den er schon immer sagen wollte: "I think, I take one of these!".
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Noch so ein glücklicher Moment in Sebastians Leben. Obwohl das, seiner Meinung nach, nicht ganz an Hooter's gestern abend rankommt. |
Da Sebastian nun pleite, das Wetter besch...eiden und die Zeit begrenzt ist, beschließen wir, gleich nach Hamilton zurückzufahren. Dann sparen wir uns das Motel für die Nacht und wir können morgen vormittag ganz in Ruhe ausspannen, bevor Sebastian wieder arbeiten muß und ich von Julia zu sonstwas für Sachen gezwungen werde. Skifahren zum Beispiel. Nein, ist natürlich nur ein kleiner Scherz, ich mach das alles freiwillig und gerne.
Jedenfalls geht es nun zurück nach Hamilton und das Fahren ist sehr anstrengend. Es regnet in Strömen und da es schon dunkel ist, kann man auf der Autobahn nicht gerade viel erkennen. Und man sieht auch nichts von Toronto, an dem wir vorbeifahren. Aber ich muß mich sowieso auf das Fahren konzentrieren, da hätte ich gar keine Zeit zum Kucken.
So gegen 21:00 Uhr erreichen wir das L'Arche-Haus in Hamilton. Zuerst wird natürlich das Notebook begutachtet, anschließend geht es noch mal fix zu McDonald's, um was zu essen (was auch sonst) und dann geht es schon ins Bett. Und zum Abschluß noch mal etwas typisch kanadisches.
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Das Betriebssystem für Sebastians Notebook liegt einmal in Englisch und einmal in Französisch bei. |