Woran man Touristen erkennt.
Tag 18 - 18.02.2005
Da ich gestern total müde ins Bett gefallen bin, schlafe ich relativ gut. Vor allem liegt mein Zimmer auch nicht im Keller (eine Premiere), sondern im 1. Stock. Dafür wohnen die Core Member (also die behinderten Menschen, um die sich Julia hier kümmert) gleich nebenan und so ist es früh doch ein bißchen lauter. Aber es geht schon und bei einer kostenlosen Übernachtung beschwere ich mich bestimmt nicht.
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Links, die Hausnummer 9, ist das Simpson House, in dem Julia seit einem halben Jahr wohnt und arbeitet. |
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Das Haus vom Nachbarn. "Kinder, die von betrunkenen Autofahrern getötet wurden, können keine Pandas mehr umarmen." Bitte nicht fragen... |
Nach dem Frühstück gehen wir mal kurz um die Ecke in einen von den vielen in dieser Gegend vorhandenen asiatischen Lebensmittelläden. Es gibt da nämlich was für meinen lieben Freund David, wo ich mal ausprobieren will, ob er das ißt. Er ist, was Essen angeht, nämlich sehr experimentierfreudig. Also mal kucken, ob die Instant-Qualle was für ihn ist.
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Ein komischer Laden. Er ist ungeheizt, Käufer und Verkäufer unterhalten sich in einer mir unbekannten Sprache und Steuern muß man hier auch nicht auf die Preise draufrechnen. |
Nach dem tollen Shopping machen wir uns dann aber auf den Weg zu den Niagarafällen, die ich dann doch noch mal im Hellen und von der kanadischen Seite aus sehen wollte. Das gute an der Fahrt ist, daß es im Auto schön warm ist, im Gegensatz zu draußen. Da sind nämlich -11 Grad und Windchill -20 Grad. Man sieht die Abgase vom Auto selbst noch, nachdem man 100 Kilometer gefahren und der Motor auf jeden Fall warm ist.
Auf der kanadischen Seite von Niagara Falls kann man direkt am Horseshoe Fall parken. Für alle, die das nicht wissen, es gibt ja zwei Fälle, einmal den Horseshoe und einmal den American Fall. Beide kann man aber am besten von der kanadischen Seite aus sehen. Im Hellen sind die Fälle unheimlich beeindruckend und Julia und ich knipsen Bilder, was das Zeug hält.
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Der Horse Shoe Fall... |
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...und der American Fall. |
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Hier noch einmal beide zusammen. |
Es ist immer noch mächtig kalt und da laufen wir einfach mal zum Hard Rock Cafe, wärmen uns dort kurz auf und machen noch andere Sachen, die hier aber nicht enthüllt werden. Anschließend geht es entlang der Wasserfälle zurück zum Hauptgebäude für die Touristen. Dieses befindet sich direkt neben dem Horse Shoe Fall und man steht nur wenige Meter neben dem Abgrund, in den das Wasser hinunterrauscht.
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Das Wasser ist gar nicht so tief wie ich dachte, fließt aber mit einer mächtigen Geschwindigkeit. |
Im Gebäude wird erstmal der Souvenirshop geplündert. Selbst Julia, die ja eigentlich keine Touristin ist, schlägt ordentlich zu. Es gibt Tassen, Stofftiere und einen billigen Regenschutz. Der wird auch auf den Booten benutzt, mit denen man im Sommer ganz dicht an den Wasserfall heranfahren kann. Auf dem Weg zum Auto laufen wir ganz schön bepackt durch die Gegend und ich mit meiner im Yukon gekauften Canada-Mütze unterscheide mich überhaupt nicht mehr von all den anderen Touristen. Und dann auch noch mit dem Fotoapparat... Aber das macht mir heute gar nix.
Wir machen uns nun wieder auf den Weg Richtung Toronto, beziehungsweise noch weiter in Richtung Norden. Denn wir wollen ja zum Algonqin Provincial Park, einer Art Naturschutzgebiet. Der Weg dorthin führt uns wieder um die Südwestspitze des Ontariosees, an Hamilton vorbei und von Toronto aus nach Norden. Die Fahrt ist nicht weiter spektakulär aber wenigstens scheint die Sonne und es ist im Auto nicht kalt. Obwohl ich das Gefühl habe, irgendwo zieht es durchs Armaturenbrett. Ist halt doch nur ein Billigauto, selbst der Lüfter von der Heizung gibt schon quietschende Geräusche von sich. Und das bei einem Auto, was gerade mal 7000 Meilen runter hat. Aber naja. In Toronto kommen wir genau in den Feierabendverkehr am Freitag nachmittag.
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Julia hat nach einem kleinen Nickerchen ihr Strickzeug ausgepackt. |
Wir fahren bis Orillia, einer der Städte, wo ich mit Sebastian schon durchgefahren bin und nehmen uns dort ein Motelzimmer. Dieses gehört mal wieder nicht zu der gepflegtesten Sorte, aber immerhin gibt es Kabelfernsehen. Zum Ende des Tages schauen wir uns also noch eine sehr merkwürdige Sendung an: "Church in the Wildwood". Da sitzen die versammelten Kirchenliederstars der USA in alten Klamotten in einer Kirche in North Carolina und geben Kirchenlieder zum besten. Das ganze ist so schlecht, das es schon wieder faszinierend ist und so können wir (und vor allem Julia) uns nicht losreißen und schauen uns Knallersongs wie "Keep on the sunny side of life" an. Da geht die Post ab. Man kann übrigens für schlappe 79 Dollar auch die DVD-Version kaufen.
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Halleluja! Silberlocke, wie wir ihn hier genannt haben, kreist aus. |
Julia ist ja noch nicht so ganz im Urlaubsfeeling wie ich und geht relativ früh, aber noch strickend ins Bett. Ich schreib noch ein Weilchen an den Webseiten, wobei ich die heute gar nicht uploaden kann, weil es hier kein Telefon gibt. Also, ab ins Bett.