Amerikas beliebteste Freizeitbeschäftigung
Tag 3 - 03.09.2005
In der Nacht entscheidet sich meine Luftmatratze dazu, ein wenig Luft abzulassen und so lande ich am Morgen ziemlich hart auf dem Boden der Tatsachen. Das geht sogar soweit, daß ich auf dem Rücken schlafe, was ich sonst nie freiwillig machen würde. Meine Eltern sind immer noch auf europäischer Zeit und stehen schon sonstwann auf. Ich döse noch ein wenig vor mich hin, bin dann aber irgendwann doch der lachende Dritte.
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Meine Eltern genießen die ersten Sonnenstrahlen. Direkt hinter den Zelten im Hintergrund fließt der Jacks Fork, ein Fluß. |
Da es ja gestern kein Abendbrot gab, sind alle ziemlich hungrig und dementsprechend fällt das Frühstück ein bißchen üppiger aus. Jörg und ich schlagen bei den Corn Flakes zu, die Kinder essen was ähnliches, nur bunter, auf Amy hab ich komischerweise nicht geachtet und meine Eltern versuchen so gut es geht, etwas halbwegs Deutsches hinzubekommen. Schlabberbrot mit Wurst, beziehungsweise Marmelade. Na immerhin haben sie ihren mitgebrachten Dallmayr-Kaffee und heißes Wasser dazu wird von Sharon, der ehemaligen Arbeitskollegin von Amy, auch noch gebracht.
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Die großen Kühlboxen sind irgendwie auch total amerikanisch. Jeder auf dem Campingplatz hat mindestens eine und Eis zum Befüllen gibt es an jeder Ecke. |
Heute ist Entspannungstag und so liegen wir eigentlich nur entweder in der Sonne (meine Mutter), im Schatten (ich), rennen herum und erkunden die Landschaft (mein Vater) oder toben im Wasser (Nick und Bella). Nur Jörg und Amy müssen sich abwechselnd um Daniel kümmern. Zwischenzeitlich kommt auch noch der Mann der Zeltplatzkioskbetreiberin und gibt dem Suburban Starthilfe. Der springt nämlich immer noch nicht an.
In der Umgebung gibt es seltsame Tiere. Irgendwelche Insekten (namens Lokus oder so ähnlich, muß ich Amy nochmal fragen) sitzen in den Bäumen und geben einen ohrenbetäubenden Lärm von sich. Der hält immer so circa eine halbe Minute an und dann ist wieder Ruhe. Bis zum nächsten Tier.
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Dieses Foto ist kein Trick! Amy hält einfach nur ihre Hand an die Außenseite des Zeltes. Die Fliege war wirklich so groß. |
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Am besten hat es Daniel. Der hat sein eigenes Bettchen und macht ab und zu ein kleines Nickerchen an der frischen Luft. So wie hier. |
Am Nachmittag entscheiden wir uns dazu, ein paar luftgefüllte Schwimmutensilien auszuleihen und damit den Fluß runter zu treiben. Das muß hier irgendwie ein Nationalsport sein, denn der ganze Fluß ist voll mit solchen Leuten. Greg, der Ehemann von Amys Ex-Kollegin Sharon, hat sogar einen extra Transportbehälter, den man aufpusten kann und der schwimmt. In dem Behälter müssen Unmengen Bier sein, denn er kann damit mehrere Menschen versorgen. Zumindest sieht man einige mit einer Dose in der Hand.
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Sogar Daniel bekommt eine Schwimmweste verpaßt und treibt dann mit Jörg den Fluß runter. Das ganze ist ihm aber ziemlich egal, er macht sogar ein Nickerchen. |
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Meine Mutter und Amy. An der Einstiegsstelle hatte der Fluß eine ganz schöne Geschwindigkeit und man muß ein wenig aufpassen, daß man nicht irgendwo zwischen den Bäumen am Rand landet. Hier sieht man übrigens auch, wie sauber das Wasser ist. Man kann bestimmt so drei, vier Meter weit kucken. |
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Da ich ja für so einen Quatsch nicht meine schöne Digitalkamera in Gefahr bringe und demzufolge mein Vater die ganzen Bilder auf dem Fluß gemacht hat, gibt es hier eine Premiere: Ich bin zu sehen. Halleluja! |
Wir treiben ein ganz schönes Stückchen den Fluß runter und es ist wirklich gemütlich. Man kann sich unterhalten, die Füße im angenehm kühlen Wasser baumeln lassen und ab und zu gibt es auch ein paar kleine Stromschnellen, wo man eine Menge Spaß beim Durchfahren hat. Mittendrin unterhalte ich mich ein wenig mit Greg, der meint, daß er aus seinem Aufblassitz ein Pfeifen hört. Ich frage ihn, ob er schon Blasen sieht, aber dazu meint er nein. Na mal sehen, ob er unten ankommt. Da das Ganze wirklich Spaß macht, fahren wir nach der Ankunft am Ziel gleich noch einmal hoch und machen das Ganze ein zweites Mal.
Nachdem wir noch ein paar Sachen eingekauft haben, fangen wir damit an, uns das Abendbrot zu grillen. Es gibt ein paar extrem dicke Fleischbrocken, die ich so bis jetzt nur bei der Raubtierfütterung im Tierpark gesehen habe. Da ich aber vorher schon in die Kühlkiste gekuckt habe, habe ich für mich noch ein paar Hühnerteile organisiert. Bin halt doch ein Mäkelfritze, ich geb es ja zu.
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Davon wird eine ganze Löwenfamilie in Afrika satt. Oder die äquivalente Menge an US-Amerikanern. |
Meine Eltern konsumieren zum Essen ihr erstes amerikanisches Beer, da wir in hier fast in St. Louis sind, natürlich ein Budweiser. Auf Amys Frage, wie es so ist, gibt es als Antwort: "Man kann es trinken." Es ist wohl ziemlich süß. Wer weiß, was die da alles reinkippen. Auf jeden Fall ist Reis mit drin. Der Flaschenverschluß ist ein bißchen trickreich, er sieht aus wie ein Kronkorken, aber man kann ihn abschrauben.
Zu einem richtigen Campingausflug gehört natürlich nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, ein Lagerfeuer. Für die Kinder gibt es dann aber die ultimative Tradition: Das Rösten von Marshmellows. Macht kein Mensch in Europa, aber hier ist das das absolute Highlight. Die gerösteten Marshmellows werden zusammen mit Schokolade zwischen zwei Kekse gepreßt und dann von den Kindern verspeist. Mein Vater probiert das ganze mal, aber es schmeckt irgendwie fast nur nach Keks plus Süßstoff.
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Das Marshmellow-Rösten lockt sämtliche Kinder an. |
Irgendwann bin ich dann aber auch wieder müde und so verziehe ich mich auf meine mittlerweile wieder aufgepumpte Matratze in der Hoffnung, daß sie nicht wieder nachgibt. Wir haben nämlich noch ein paar Ventile zugemacht. Na mal sehen.