Alte Schulbusse, die Berliner Mauer und Menschen unter Wasser
Tag 4 - 04.09.2005
Meine Matratze hat trotz der gestopften Löcher wieder Luft abgelassen und so verkneife ich mir einen längeren Schlaf und schau lieber mal, wie es draußen so aussieht. Meine Eltern sind natürlich auch schon wieder wach und kucken sich den Sonnenaufgang an.
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Da die Nächte schon ein wenig kühler sind, ist es noch ein bißchen neblig draußen. |
Nachdem die anderen auch wach sind, frühstücken wir gemütlich und fangen dann an, schon mal die ganzen Sachen einzupacken, denn es geht ja heute wieder zurück nach St. Louis. Ich hole derweil noch ein wenig Eis für die Kühlkiste vom Zeltplatzshop und unterhalte mich kurz mit den Betreibern, die da versammelterweise drin rumsitzen.
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Hier noch einmal unser tolles 10-Mann-Zelt. Es hat nur 130 Dollar gekostet. |
Heute steht eine Kanufahrt auf dem Fluß an. Die Kanus kann man hier überall mieten und man wird dann mithilfe eines alten ausrangierten gelben Schulbusses ein Stück flußaufwärts gebracht. Von dort kann man sich dann entweder ganz in Ruhe treiben lassen oder halt ein wenig paddeln. Wir sind die ersten, die vom Bus abgeholt werden, aber nach und nach füllt der sich ganz gut mit diversen Campern. Alle haben eine von diesen großen blauen Kühlboxen dabei, wir natürlich auch.
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Bella in dem ollen Schulbus. Ich hab mich gleich mal ganz vorne hingesetzt, wo laut Bellas Aussage immer die Vorschulkinder sitzen. Naja. |
Der Busfahrer ist genau derjenige, mit dem ich mich zuvor im Laden unterhalten habe. Er fragt mich noch, ob ich den Fall der Mauer erlebt habe. Ich sage ja und das ich da 11 Jahre alt war. Amy hat zugehört und meint gleich, daß sie es gut findet, daß er weiß, daß die Mauer bereits gefallen ist. Das ist wohl hier auch nicht selbstverständlich. Jedenfalls heizen wir ein wenig später mit offener Tür und vollem Bus durch die Landschaft. Die Straße geht hoch und runter und links und rechts. Ich weiß schon, warum ich vorne sitze. Auch wieder so eins von meinen traumatischen Erlebnissen, aber ich will das hier mal nicht weiter ausbreiten.
Nach einiger Zeit erreichen wir wohlbehalten die Einstiegsstelle und es ist ganz schön was los.
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Der versammelte Businhalt. Die Kanus waren auf einem extra Anhänger verstaut. |
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Daniel bekommt wieder eine Schwimmweste umgeschnallt und die Kühltruhe wird ebenfalls verladen. |
Jörg und Amy fahren mit Daniel in einem Boot, meine Eltern nehmen noch Bella und die Kühltruhe mit und ich mach es mir mit Nick mehr oder weniger gemütlich. Da Sicherheit groß geschrieben wird, müssen natürlich sämtliche Kinder eine Schwimmweste tragen und auch die Erwachsenen bekommen zumindest eine ins Boot geworfen.
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Das Wasser ist wieder total klar und auch gar nicht so kalt. Zumindest für uns abgehärtete Europäer. |
Der Fluß ist ziemlich abwechslungsreich. Mal kann man ganz gemütlich vor sich hindümpeln und mal gibt es eine ganz schöne Strömung. Das einzige was ein wenig stört ist die Anzahl der Kanufahrer. Wenn einer von denen in einem Strömungsteil zwischen Ästen oder im Wasser liegenden Bäumen hängenbleibt, dann gibt es einen Stau oder man bleibt selber stecken, weil man nicht ausweichen kann. Was aber noch ein bißchen mehr stört sind die auf aufblasbaren Teilen dümpelnden Menschen. Die bewegen sich nämlich nicht mal, wenn es eng wird und man eigentlich aufpassen muß. Und so fahren Nick und ich erstmal eine dicke Frau über den Haufen. Naja, nicht richtig, aber wir quetschen sie zumindest zwischen unserem Boot und einer Felswand ein. Nick findet das klasse, aber der ist eh destruktiv veranlagt.
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Nick und ich kucken uns erstmal an, wie die anderen durch die Engstellen kommen. Das hilft ungemein. |
An einer Engstelle mit Felsen, wo der Fluß einen Knick macht, sehe ich, wie Jörg und Amy, die ganz vorne fahren, auf einmal mächtig hin- und herwackeln. Ich denke mir schon, huh, da müssen wir aufpassen. Meine Eltern kommen auch so halbwegs durch und Nick und ich müssen ganz schön aufpassen. Jörg und Amy halten erstmal am Ufer an, denn sie haben eine ganz schöne Portion Wasser ins Boot bekommen.
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Da muß erstmal das Wasser raus. |
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Tja, die haben es nicht geschafft und sind gekentert. |
Ein Mann am Ufer erzählt, daß vor wenigen Minuten noch ein anderes Boot gekentert ist und ein Kind ein Weilchen unter Wasser war. Na, Glück gehabt. Die Fahrt geht nun weiter und nach circa 3,5 Stunden erreichen wir unseren Zeltplatz. Man hätte auch noch weiterfahren können, aber es reicht den meisten auch so. Die letzte Strecke hab ich fast alleine gepaddelt und mittlerweile habe ich mir an der Hand die Haut ein wenig aufgeschuppert.
Zurück beim Zelt geht das große Einpacken los. Irgendwie ist das Auto viel leerer, als auf der Hinfahrt. Am Essen kann das aber gar nicht liegen, weil das ja sowieso in den Kühlboxen verstaut war. Wir haben noch ein wenig Feuerholz übrig, das wir Sharon und Greg geben können, da die noch einen Tag länger bleiben. Amy meint zu den Kindern, daß sie das mal rüberbringen sollen. Ein großer Scheit bleibt aber irgendwie liegen und so sagt Amy, daß Bella den mal noch übernehmen soll. Jörg meint gleich auf Deutsch, daß wir jetzt eine Show von Bella zu sehen bekommen, von wegen daß er zu schwer sei und überhaupt. Und prompt geht das auch los. Es erinnert mich ein wenig an einen Zirkus, wo ein Artist falsche Gewichte hochhebt und so tut, als wären die sonst wie schwer. Dabei würde sie das Holz locker tragen können. Bella kommt aber trotz Gejammere nicht drumrum und so schafft sie es letztlich doch. Dafür gibt es auch mal ein Lob.
Auf dem Weg nach Hause machen wir noch einen kleinen Zwischenstop in Eminence und gehen etwas essen.
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Das man in die Bank gegenüber vom Restaurant keine Waffen mitnehmen sollte, ist aber auch eigentlich klar. Zumindest mir. |
So circa eine Stunde vor der Ankunft in St. Louis fängt Bella an zu jammern, daß sie mal auf die Toilette muß. Dabei war sie sogar zweimal im Restaurant und so lang ist die Fahrt ja auch nicht. Aber sie wird bestimmt mal Schauspielerin, denn mich überzeugt sie mit ihrer Show und ich denke mir, gleich macht sie in die Hose. Amy ist das aber egal, denn sie meint zu Bella, sie soll ruhig sein und wir wären bald da. Und tatsächlich, es klappt. Das ganze ist nur ein bißchen nervenaufreibend für mich, denn ich sitze genau neben ihr. Überhaupt, heute werde ich als entmilitarisierte Zone zwischen die Kinder gesetzt und die sind auch gleich viel ruhiger.
Zu Hause duschen wir endlich alle mal, denn die Duschen auf dem Campingplatz waren irgendwie nicht so richtig zu benutzen. Ich will ja sauberer und nicht dreckiger werden. Mein Bruder muß heute nacht noch arbeiten und so macht er sich fertig, während wir anderen so langsam ins Bett gehen. Ganz schön hart.
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Mein Bruder in seinen Arbeitsklamotten. Ich finde, er sieht eher wie ein Obstverkäufer, als wie eine Reinigungsfachkraft aus. |