Alte Hügel und die UNO-Flagge mitten in den USA

Tag 7 - 07.09.2005
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Mittlerweile habe ich mir angewöhnt erst aufzustehen, wenn die Kinder auf dem Weg zur Schule sind. Das erspart einem den ganzen Streß am Morgen und überhaupt bin ich ja ein Morgenmuffel und will am liebsten gar keinen sehen. Mein Vater ist da ganz anders, er ist sogar so nett, die Kinder abzufertigen, damit mein Bruder nicht nach zwei Stunden Schlaf schon wieder aufstehen muß, sondern weiterschnarchen kann.

Heute will mein Bruder allerdings mal wieder was mit uns unternehmen und so geht es nach dem Frühstück rüber auf die andere Seite des Mississippi nach Illinois.

Langsam gehen die Benzinpreise wieder nach unten, jeden Tag um ein paar Cent.

Man hält es kaum für möglich, aber in Illinois gibt es ein Weltkulturerbe der UNESCO, die Cahokia Mounds State Historic Site. Cahokia war eine indianische Stadt, die ihre Blüte zwischen 1050 und 1250-1400 hatte. Das besondere daran ist die Tatsache, daß Cahokia bis 1800 die größte Stadt war, die je nördlich von Mexico existiert hat. Um 1800 brach dann Philadelphia diesen Rekord.

Der Wurm kommt natürlich auch mit.

Die Einwohner von Cahokia waren Hügelbauer und so sieht man heute in der Landschaft noch diverse Erhebungen rumstehen. Der größte Hügel ist der Monk's Mound, dieser ist gleichzeitig der größte von Menschenhand geschaffene Hügel in ganz Nordamerika. Er ist circa 30 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 316 Metern mal 241 Metern.

Wir verkrümeln uns erstmal in das Besucherzentrum, da ist es wenigstens angenehm kühl. Das Wetter hier ist nämlich sehr hochsommerlich, vor allem für mitteleuropäische Verhältnisse. Vor dem Eingang weht wegen dem Status als Weltkulturerbe sogar die UNO-Flagge. Als wir reingehen, fängt uns gleich eine Mitarbeiterin ab und erzählt uns ein wenig, was wir hier so sehen können. Auch kramt sie aus einer dunklen Ecke die deutsche Übersetzung des Hinweisblattes hervor. Wir schauen uns nun als nächstes einen Film über Cahokia an. Dieser ist ziemlich gut gemacht und er sorgt auch dafür, daß Daniel, der ein wenig rumquengelt, ganz gemütlich ein Nickerchen macht. Nach dem Film kann man sich eine Ausstellung anschauen. Dort verbringen wir auch noch mal ein wenig Zeit.

Hier mal im Vergleich die Größe des Monk's Mound und der Cheops-Pyramide in Ägypten.

Eine kleine Demonstration, wie Archäologen arbeiten. Mal wieder typisch für die USA: Der Schwarze, pardon, der afrikanische Amerikaner muß im Dreck buddeln.

Anschließend geht es dann mal auf den originalen Monk's Mound. Meine Eltern machen immer noch einen auf europäischen Fußgänger und laufen vom Besucherzentrum hin. Jörg, Daniel und ich fahren wie normale Amerikaner mit dem Auto. Bei den tropischen Temperaturen ist es ganz schön mühselig, die Treppen hinaufzusteigen, aber es gibt tatsächlich Leute, die machen das als Sport.

Oben auf dem Monk's Mound. Im Hintergrund kann man St. Louis mit dem Gateway Arch erkennen.

Und hier geht es schon wieder runter.

Da wir aber noch auf den Gateway Arch wollen, eine Pflichtveranstaltung für St. Louis-Touristen, geht es nun in Richtung Innenstadt. Eigentlich wollten wir uns mit Amy, die arbeiten muß, zum Mittagessen verabreden, aber das klappt nicht so ganz und so dinieren wir alleine im Hardrock Cafe in der Union Station. Da verweise ich auch mal auf meinen Bericht aus dem Februar. Daniel bekommt natürlich auch was zu schnabulieren und ist gleich wieder ganz glücklich.

Am Arch angekommen stellen wir fest, daß wir nicht mehr allzuviel Zeit haben, denn Nick und Bella kommen bald nach Hause und dann muß ja jemand da sein. Also geht es schnell mal mit der lustigen Bahn nach oben, dann wird ein wenig gekuckt und dann fahren wir auch schon wieder runter. Bevor man mit der Bahn nach oben fährt, wird man fotografiert. Später kann man das Bild kaufen. Als wir nach dem Preis fragen, überlegen wir uns das aber noch mal, denn es kostet 20 Dollar. Als wir sagen, daß es uns viel zu teuer ist, geht der Fotomann mit dem Preis runter auf 10 Dollar, weil es angeblich ein wenig unscharf ist. Dafür nehmen wir es und machen uns auf den Weg nach Hause.

Eigentlich sind es immer dieselben Bilder, die man vom Bogen macht, aber jedesmal denkt man sich, so toll sah er noch nie aus.

Wo Daniel in seinem bis jetzt kurzen Leben schon überall war...

Hier sieht man das Busch-Stadium, wo die St. Louis Cardinals (Baseball) spielen. Da gehen wir am Freitag noch hin. Das Stadion wird demnächst abgerissen, man erkennt schon den ersten Teil des Neubaus.

Wir sind ganz genau pünktlich zu Hause. Nick ist noch auf dem Weg vom Schulbus zum Haus und Bella steht schon vor der Tür, weil sie die Strecke immer rennt. Sie kuckt ein bißchen ärgerlich. Der Nachmittag verläuft bei den Kindern eigentlich immer gleich. Jörg kuckt, ob sie Hausaufgaben auf haben und wenn nicht, dann fragen sie immer "Jörg, can I go to Kelly's?" oder wo auch immer sie hin wollen. Der kuckt dann ein wenig streng und sagt dann meisten ja, weil die Gören dann aus dem Haus sind und er mehr Ruhe hat. Da bei Kelly aber nicht immer jemand da ist, kommen die Kinder auch schon mal zurück und fragen "Can I go to Titi's?" oder "Can I go to Bradley's?". Nachdem sie fünfmal irgendwo hin gerannt sind, sieht man schon gar nicht mehr durch, wo sie überhaupt hin sind oder wo sie schon überall waren und Jörg gibt dann meistens nur eine Zeitvorgabe, bis wann sie wieder da sein sollen.

Bella hat heute wieder Turnen und da meine Mutter sowas ja früher in ihrer Kindheit Schrägstrich Jugend auch mal sehr ernsthaft betrieben hat (Rhythmische Sportgymnastik auf der Kinder- und Jugendsportschule), fahren wir zu dritt dahin. Jörg und mein Vater bleiben zu Hause und machen das Abendessen.

Oben auf der Tribüne können die ehrgeizigen Eltern sitzen und ihren Kindern Befehle runterbrüllen.

Bella hampelt ordentlich was zusammen. Jedesmal, wenn sie gerade nicht dran ist, sucht sie sich irgendein Gerät und hängt sich dran oder springt drauf rum. Selbst nach einer Stunde Turnen springt sie noch umher, als sei nix gewesen. Zurück zu Hause gibt es dann die übrig gebliebenen Hühnerteile von gestern mit Reis. Da wir zum ersten Mal alle zusammen essen und der Platz am Tisch nicht ausreicht, bekommen die Kinder einen extra Spieltisch aus dem Keller. Ich weiß nicht, ob das Erinnerungen weckt, jedenfalls sieht es hinterher aus wie auf einem Schlachtfeld.

Sowas gab's bei mir zu Hause nicht. Dabei hab ich meine Eltern gar nicht als streng in Erinnerung.

Nachdem wir Bella noch ein bißchen beim Hausaufgaben machen zugeschaut haben, schreib ich meinen Bericht und hau mich dann auch in die Falle. Natürlich nicht, ohne die Klimaanlage abzuschalten, das war gestern nämlich sehr effektiv.
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