The Wizard of Oz

Tag 10 - 10.09.2005
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Nachdem wir uns nun zehn Tage bei Jörg und Amy zu Hause vergnügt haben, soll heute die große Fahrt in den Wilden Westen losgehen. Das hat sogar ein bißchen was Symbolisches, da St. Louis ja das Tor zum Westen war. Der ursprüngliche Plan meines Bruders um 6 Uhr früh loszufahren, wird allerdings von Amy mal eben abgeändert und so geht es erst um 9 Uhr los. Es ist ganz gut, daß Amy sich so durchsetzen kann, denn was solche Sachen angeht, da hab ich mit ihr mehr gemeinsam, als mit dem Rest meiner Familie. Die können nämlich nie früh genug aufstehen und müssen immer alles sehen und erleben, ohne Rücksicht auf Kollateralschäden. Damit meine ich mich. Zumindest kommen wir aber dann doch einigermaßen pünktlich los. Es kommen alle mit: Amy, Jörg, Bella, Nick, meine Eltern, ich und natürlich auch Daniel.

Erster Etappenpunkt: Kansas City. Der Hauptteil der Stadt liegt allerdings nicht in Kansas, sondern noch in Missouri.

Die Fahrt führt uns von St. Louis aus auf der Interstate 70 direkt nach Westen. Die I-70 ist im Prinzip eine einzige lange gerade Straße, die von Baltimore, Maryland an der Ostküste der USA bis nach Utah führt und circa 3700 Kilometer lang ist. Die Fahrt durch Missouri ist spannender, als ich dachte, denn die Landschaft ist ziemlich abwechslungsreich.

Die Interstate 70 in Missouri. Das kann auch noch viel langweiliger aussehen, aber dazu später.

Unterwegs passieren wir Jefferson City, die Hauptstadt des Bundesstaates Missouri. Meistens sind ja nicht die größten oder bekanntesten Städte die Hauptstädte, sondern irgendwelche unbekannten Nester. Als Beispiel hier mal Olympia, Washington oder Salem, Oregon.

In Kansas City passieren wir dann die Grenze zum Bundesstaat Kansas. Nach Kansas wollte ich schon immer mal, denn als Kind habe ich die Ostblock-Version von "The Wizard of Oz" ("Der Zauberer von Oz" von L. Frank Baum) verschlungen. Das hieß dann "Der Zauberer der Smaragdenstadt" und war von einem sowjetischen Autor namens Alexander Wolkow neu geschrieben worden. Zusätzlich gab es von diesem Autor auch diverse selbstgeschriebene Fortsetzungen. Die Ossis unter Euch kennen das bestimmt und die Wessis kennen vielleicht den Film mit Judy Garland von 1939 in buntestem Technicolor. Na jedenfalls ging es da um ein Mädchen aus Kansas namens Elli (im Original Dorothy), die mit ihrem Haus von einem Tornado erfaßt und in ein Zauberland getragen wurde. Nicht, daß ich mir das für mich selber wünsche, aber Kansas mal selber sehen hat schon irgendwie was faszinierendes.

Als ich die Bücher gelesen habe, hätte ich nie gedacht, daß ich mal hierher kommen könnte.

Schade, daß wir dafür keine Zeit haben. "TOTO" bei der Telefonnummer ist übrigens der Name des Hundes von Elli/Dorothy.

Der erste Teil von Kansas unterscheidet sich nicht sehr von Missouri. Aber je weiter man fährt, umso platter wird das Land und es gibt links und rechts der Interstate nur noch Farmland bis zum Horizont. Interessanterweise fährt man aber auch stetig nach oben und wir erreichen schnell eine Höhe von 1000 Metern über dem Meeresspiegel.

Hier sind wir mal kurz von der Interstate abgefahren, damit der Kleine was zu futtern bekommen kann. Es gibt nur rechtwinklige Straßen und Farmen.

Man kann unheimlich weit kucken und da es fast nichts gibt, was nur annähernd an Hügel erinnert, pfeift ein mächtiger Wind übers Land. Jedesmal, wenn wir aussteigen, werden wir fast weggeweht. Sollte ich jemals nach Kansas ziehen, dann werde ich mich wohl bestimmt von meinen langen Haaren trennen. Irgendwie habe ich jetzt auch eine Ahnung, warum der Anfang des Zauberers von Oz in Kansas spielt.

Der Wind ist hier anscheinend normal, denn die Mülltonnen auf dem Rastplatz sind so aufgehängt, daß sie nicht umfallen können.

Meine Mutter mit Sturmfrisur. Im Applebee's essen wir Abendbrot, oder Dinner, wie die Einheimischen zu sagen pflegen.

Daniel kriegt nix von der Karte, er hat nämlich noch keine Zähne. Glücklich ist er aber trotzdem.

Nach dem Essen fahren wir noch ein ganzes Stückchen nach Westen in den Sonnenuntergang. Mitten in Kansas verläuft die Grenze zwischen der Central- und der Mountain-Zeitzone. Das heißt, daß die Uhren um eine Stunde zurückgedreht werden müssen. Für meinen Bruder bedeutet das natürlich gleich, daß wir noch eine Stunde länger fahren können.

Wie so ein typisches Klischeebild aus einem Western: Der Cowboy reitet in den Sonnenuntergang.

Kurz vor der Grenze zu Colorado machen wir dann aber doch Schluß für heute und nehmen uns in Goodland, Kansas zwei Zimmer im Comfort Inn. Das ist eine Kette, die schon ein kleines bißchen nobler ist als die schnöden Motel 6, die ich immer bevorzuge. Aber Amy meint, daß sie schlafen will und nicht auf Käferjagd gehen möchte.

Im Motel habe ich gerade mit Freude festgestellt, daß es per Wireless LAN einen kostenlosen Internetzugang gibt, als mein Computer mit einem saftigen BoD (für die nicht Fachleute: ein Bluescreen of Death) abstürzt. Alle, die Windows benutzen kennen den ja höchstwahrscheinlich, das ist dieser blaue Bildschirm mit dem völlig nichtssagenden weißen Text drauf. Nagut denke ich mir, starten wir mal neu. Meine Gelassenheit ist allerdings dahin, als ich auf dem Bildschirm nur noch "system32/drivers/pci.sys beschädigt oder nicht vorhanden - Benutzen sie die Original Windows XP-CD, um das System wiederherzustellen" lese. Und das bei jedem Neustart, egal ob abgesicherter oder normaler Modus. So eine CD hab ich ausgerechnet diesmal natürlich nicht dabei und so gehe ich mit einem richtig schlechten Gefühl ins Bett.
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