Mächtig viel Sand

Tag 12 - 12.09.2005
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Nach dem Aufwachen kommt gleich die bange Frage: Läuft mein Computer noch? Jaaaaa, er läuft noch... in Anspielung auf diese merkwürdigen Volksmusikfritzen aus dem Erzgebirge. Insofern sehe ich mich darin bestätigt, daß der Speicher das Problem war.

Guten Morgen! Zum Glück sind nicht alle solche Morgenmuffel wie ich. Obwohl Amy auch immer einen ziemlich griesgrämigen Eindruck macht.

Nach dem Frühstück mit warmen Bagels geht es auf nach St. Elmo, einer angeblichen Geisterstadt. Der Weg dorthin führt erst über eine ganz normale Straße, die letzten Kilometer sind dann aber Schotterpiste. Jörg und ich fühlen uns gleich wieder wie auf den Dempster Highway im Yukon. Obwohl hier eindeutig mehr Autos vorbeikommen. Die Geisterstadt entpuppt sich also relativ lebendig. Die meisten Häuser stehen zwar leer, aber es gibt auch bewohnte. Zumindest hat aber jedes einen Eigentümer. Unter einer Geisterstadt hab ich mir eher etwas total verlassenes vorgestellt, wo der Wind solche Gestrüppkugeln über die Hauptstraße weht.

Das Postgebäude mit angeschlossenem Laden.

In den Häusern sieht es meist sehr unaufgeräumt aus.

Dies ist die amerikanische Version des Wanderns. Genau das richtige für mich.

Die meisten Häuser in der Stadt sind schon über 100 Jahre alt. Leider gab es vor einiger Zeit einen Brand, dem ein Teil des Ortes zum Opfer gefallen ist. Da wo die Häuser standen sind nun archäologische Ausgrabungsstätten, die man nicht betreten darf. Ein Warnhinweis besagt, daß Leute die es doch tun, mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden. Dies allerdings erst, nachdem sie geteert und gefedert worden sind.

Da betritt man dann doch lieber nicht das Ausgrabungsgelände.

In der Stadt gibt es zwar kaum noch Menschen, außer Touristen, aber dafür mindestens fünfmal so viele Streifenhörnchen (Chipmunks). Diese sind richtig zutraulich, man braucht nur in die Knie zu gehen und mit den Fingern zu wackeln, schon kommen sie an und denken, es gibt was zu futtern. Nick und Bella sind begeistert und so interessieren sie sich wie immer überhaupt nicht für den eigentlichen Sinn und Zweck der langen Fahrt, sondern lassen sich von den Tieren ablenken.

Chipmunks auf 'nem alten Brett, ...

... Chipmunks auf dem Fotoapparat ...

... und Chipmunks in Bellas Haaren.

Nach so vielen Tieren haben wir nun aber genug und es geht die Schotterpiste zurück. Unser nächstes Ziel sind die Mount Princeton Hot Springs, also heiße Quellen. Seit Alaska hab ich nicht mehr in einer gesessen und das muß natürlich aufgeholt werden. Daniel bekommt eine Schwimmwindel angezogen (bei der ich immer noch nicht verstanden habe, wie sowas funktioniert) und darf mitplanschen. Das Wasser hat genau die richtige Temperatur und so lacht er fast die ganze Zeit und klatscht seine Füße ins Wasser. Das sieht wirklich lustig aus.

Fast hätte Daniel im Wasser ein Nickerchen gemacht.

Bella kann noch nicht richtig schwimmen und so muß sie im flachen Wasser bleiben oder mit so einem Stück Rohrisolierung umhertreiben.

Leider ist die Wasserrutsche geschlossen und so müssen wir uns mit einem warmen und einem nicht ganz so warmen Pool begnügen. Aber das reicht eigentlich auch aus, denn soviel bewegen will ich mich auch gar nicht. Wir sind ja schließlich immer noch in 2500 Metern Höhe und auch wenn man sich merkbar an die Höhe anpaßt, schnappt man doch noch mal nach Luft, wenn man sich anstrengt.

Das Tagesprogramm ist nun allerdings immer noch nicht beendet, ganz im Gegenteil. Wir fahren nun zurück nach Salidas, wo als erstes gespeist wird. Alle gehen zu Pizza Hut, außer dem Mäkelfritzen in der Familie, der geht zu McDonald's. Das wäre dann wohl ich.

Nach dem Essen fahren wir ein ganzes Stück nach Süden in den Great Sand Dunes National Park. Der Weg dorthin führt über eine unheimlich lange und unheimlich gerade Straße.

So weit wie die Straße geht, kann man gar nicht kucken.

Die Great Sand Dunes sind im Prinzip wie eine Mini-Sahara mitten in den Rocky Mountains. Wenn man die Berge im Hintergrund weg lassen würde, könnte man wahrscheinlich gar keinen Unterschied mehr ausmachen. Das Auto kann man am Rand parken und dann zu Fuß in die Wüste eintauchen.

Die Great Sand Dunes von weitem.

Und hier noch einmal von nahem mit Bruder und Neffe.

Bei Bella hat man das Gefühl, jemand hat einen Lichtschalter angeknipst, denn sie läuft locker vorne weg. Ich bin mit Jörg und Amy ein Stückchen weiter hinten und wir überlegen uns, ob wir sie vielleicht auf der anderen Seite abholen sollen. Irgendwann spricht aber mal jemand ein Machtwort und so darf sie nur noch eine Düne hinauf und dann soll es zurück gehen. Beim Runterlaufen, also eher beim Runterrennen stolpert sie natürlich im tiefen Sand und kriegt eine ordentliche Portion ins Gesicht. Damit ist sie erstmal blind. Nick hat wegen dem vielen Rumgerenne in den großen Höhen eh schon Kopfschmerzen und so sind beide Kinder zum ersten Mal ganz ruhig.

Auf dem Rückweg. Amy muß die blinde Bella zum nächsten Augenauswasch-Wasseranschluß führen.

Zum Glück bin ich barfuß gelaufen, denn die anderen klopfen Unmengen von Sand aus ihren Schuhen. Nachdem alle wieder sehen können, geht es zum nächsten Zwischenstop für die Nacht. Wir müssen dazu nicht mehr allzuweit fahren, denn die Straße über den Wolf Creek-Paß, über den wir drüber müssen, ist wegen Bauarbeiten sowieso von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens geschlossen. Also beziehen wir Quartier im Comfort Inn in South Fork, Colorado. Ich habe zwar keinen High Speed-Internetzugang, aber dafür mal Zeit und so schreibe ich noch zwei überfällige Berichte. Danach falle ich trotz des extremen Geschnarches meiner Mutter im Nachbarbett ziemlich schnell in den Schlaf.
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