Weltkulturerbe, die Zweite
Tag 13 - 13.09.2005
Das gute an den Comfort Inns ist, daß jedes Zimmer über eine eigene Kaffeemaschine verfügt. Da können sich meine Eltern früh erstmal eine große Tasse europäisch-starken Kaffee brühen und sind nicht auf das verwässerte Zeug angewiesen, daß es hier zum Frühstück gibt.
Man merkt, daß wir hier in den Bergen sind, denn draußen ist es mächtig kalt. Mein Vater und Jörg, die als Frühaufsteher und Morgens-gute-Laune-Haber vor dem Frühstück schon zum Tanken fahren, müssen sogar Eis von der Windschutzscheibe kratzen. Demzufolge ist heute Tag der langen Hose.
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Eigentlich sollte das noch so eine Art verspäteter Sommerurlaub sein und kein verfrühter Winterurlaub. |
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Daniel kriegt heute seine Mütze mit den Ohrenwärmern aufgesetzt. |
Heute fahren wir zunächst in Richtung Durango, einer etwas größeren Stadt im südwestlichen Colorado. Dort gibt es mal wieder eine Eisenbahn, die Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad. Um dort hinzukommen müssen wir über den in der Nacht geschlossenen Wolf Creek-Paß. Als wir auf dem Weg dahin sind, sehen wir, warum man da nicht immer langfahren kann: Die Straße wird verbreitert und dazu müssen ziemlich große Mengen an Fels weggesprengt werden. Es steht sogar ein Hinweisschild da, daß man Sprechfunkgeräte und Mobiltelefone ausschalten soll, damit durch die Funkwellen nicht aus Versehen eine Explosion ausgelöst wird.
Der Paß an sich ist nicht ganz so spektakulär, aber dafür die Fahrt hinunter ins Tal. Man kann mal wieder kilometerweit kucken. Für LKW gelten ganz besonders strenge Geschwindigkeitsbeschränkungen, die abhängig von der Anzahl der Achsen sind. Wer mehr als 5 Achsen hat, darf nur noch im absoluten Schneckentempo den Berg hinunterkriechen.
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Ein Aussichtspunkt kurz hinter dem Paß. |
Nach einiger Zeit erreichen wir Durango und fahren nach einem kurzen Zwischenstop zwecks Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gleich mal zum Bahnhof. Die Züge fahren allerdings nur ein- oder zweimal am Tag, und das natürlich früh morgens um 9 Uhr. Also wird es wohl nichts mit einer Zugfahrt. Dafür kucken wir uns das wirklich sehr schön gemachte Museum an.
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Der Bahnhof der Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad in Durango, Colorado. Narrow Gauge Railroad heißt im übrigen Schmalspurbahn. |
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Das pelzige Etwas in der Mitte ist Kitty, die bahneigene Katze, die in ihrem Revier umherstreunt. |
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Da die Kinder natürlich alles anfassen müssen, haben sie ruck-zuck schwarze Finger. Wie man sich denken kann, bleibt das T-Shirt meines Bruders davon nicht unbeeinflußt. |
Mittlerweile haben wir alle ein wenig Hunger und so gehen wir schnell mal zu McDonald's, einen Happen essen. Meine Mutter, die mit Fast Food überhaupt nicht klar kommt, verzichtet mehr oder weniger dankend.
Wir fahren nun noch circa 60 Kilometer zum Mesa Verde Nationalpark. Dieser gehört wie Cahokia ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO und umfaßt eine Fläche von 211 Quadratkilometern. Im Park kann man über 800 Jahre alte Siedlungen der Pueblo-Indianer besichtigen, die diese in den Sandstein gebaut haben. Es gibt mehrere hundert von diesen Siedlungen, wobei erst circa 30 archäologisch erforscht worden sind.
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Der ursprüngliche Plan, die Siedlung Balcony House zu besuchen wird abgeändert, als wir sehen, durch was für enge Tunnel man da teilweise krabbeln muß. Wir haben ja schließlich Daniel dabei. |
Im Besucherzentrum kaufen wir Tickets für eine von einem Park Ranger geführte Tour durch die Siedlung Cliff Palace. Diese ist mit am beeindruckendsten und auch noch relativ leicht zu erkunden. Pünktlich um 15:30 Uhr startet die Führung.
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Es geht Treppen hinab, durch enge Felswänder hindurch und Holzleitern hinauf. Und das in 2,5 Kilometern Höhe. |
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Cliff Palace. Alles aus Sandstein gebaut. |
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Das Loch, wo alle reinkucken ist ein sogenannter Kiva. Da drinnen brannte ein Feuer, es gab auch ein Dach und ein ausgeklügeltes Ventilationssystem. Wahrscheinlich benutzte man das für religiöse Zwecke. |
Die Führung ist wirklich sehr interessant, nur ist es in der Sonne ein bißchen warm. Wo ich doch auch so leicht einen Sonnebrand bekomme und das in dieser Höhe. Nach circa einer Stunde, ist die Tour zu Ende, wir sind wieder am Parkplatz und machen noch einen kurzen Abstecher ins Museum. Eigentlich könnte man mehrere Tage im Mesa Verde Nationalpark verbringen (wie eigentlich in allen Nationalparks), aber soviel Zeit haben wir leider nicht.
Der letzte Punkt, der heute noch ansteht ist das Four Corners Monument, der einzige Punkt in den USA, wo 4 Bundesstaaten aufeinander treffen, nämlich Colorado, Utah, New Mexico und Arizona. Ist zwar eigentlich nur eine willkürlich festgelegte Sache, aber als olle Ossis haben wir es wohl mit Grenzen ganz besonders. Außerdem sind Jörg, Amy und ich ja Bundesstaatensammler und so können wir unsere Sammlung ein wenig vervollständigen. Dummerweise sind wir ein bißchen spät dran und so ist, auch wenn das komisch klingt, schon geschlossen. Das ist natürlich total enttäuschend.
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Da haben ja die Läden in Deutschland mittlerweile länger offen. Es kommen aber auch andauernd noch Leute, die sich das ankucken wollen, wir sind da nicht die einzigen. |
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Die Four States Corner von ganz weit weg. No Trespassing. |
Mein Bruder ärgert sich ganz besonders, denn er hatte sich wirklich schon drauf gefreut. Als Trostpflaster bleibt ja, daß wir mittlerweile in New Mexiko sind, Utah kommt gleich noch dazu, Colorado haben wir ja gerade verlassen und in Arizona waren wir schon 2002. Also kein Verlust beim Staatensammeln. Mittlerweile habe ich schon die gesamte Westküste und einen Streifen rüber bis nach New York. Und natürlich Alaska, da muß man auch erstmal hinkommen.
Um noch etwas vernünftiges zum Schlafen zu finden, müssen wir noch ein wenig fahren. Die Straße führt durch sehr karges Land und man hofft doch schon ein bißchen, hier keine Panne zu haben.
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Schon wieder eine schnurgerade Straße. |
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Hier beginnt der Mormonenstaat. |
Nach einiger Zeit, die Sonne ist schon untergegangen, erreichen wir den Ort Blanding, Utah. Das Comfort Inn hat nur noch Suiten frei, also nehmen wir für diese Nacht das Super 8 Motel gleich nebenan. Gespeist wird natürlich auch noch, diesmal in einem ziemlich rustikalen typisch amerikanischen Restaurant. Der Kellner fragt, wo wir her sind und als ich meine 50 Prozent St. Louis, Missouri und 50 Prozent Berlin, Germany, kramt er gleich den einzigen Satz vor, den er auf Deutsch kann: "Wie geht's?". Außerdem zählt er noch auf Deutsch bis 10 und lacht sich darüber halb tot. Aber das Essen ist ganz gut.
Nach so einem erlebnisreichen Tag hab ich nicht mal mehr Lust, den High Speed-Internetzugang zu benutzen und so schreibe ich nur noch schnell einen Bericht und falle dann ins Bett.