Höhenrekorde

Tag 16 - 16.09.2005
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Eigentlich war die Nacht ganz gut, es war nicht zu warm und unser Zimmer war bis auf eine anscheinend sehr schwere Person über uns auch ganz ruhig. Nur mein Sonnenbrand hielt mich von einem angenehmen Schlaf ab. Da meine Schultern ziemlich weh tun, konnte ich nur auf dem Bauch schlafen. Das mache ich zwar sonst auch, aber zwischendurch braucht man ja auch mal ein bißchen Abwechslung.

So sieht das Continental Breakfast aus: Man kann sich Waffeln machen, Bagel toasten oder einfach Corn Flakes essen.

Nach dem üblichen Frühstück und dem Beladen des Autos geht es nach Georgetown, einem kleinen Ort östlich von Silverthorne. Dort gibt es die Georgetown Loop Railroad, eine dampfbetriebene Schmalspurbahn. Also mal wieder eine Eisenbahn. Am Bahnhof ist nicht viel los, aber es gibt immerhin einen kleinen Souvenirladen. Dort kaufen meine Eltern für Daniel einen Sabberlatz, weil er ab und zu mal ein wenig was abläßt. Auf dem Latz steht "Engineer in Training", also so etwas wie "Lokführer in Ausbildung". Da irgendwie kein Zug kommen will, sind wir schon auf dem Weg zurück zum Auto, als wir auf einmal die Lok pfeifen hören. Also bleiben wir noch ein Weilchen und warten. Aber wahrscheinlich fährt der Zug so langsam, daß man da noch einmal ewig warten muß und so machen wir uns irgendwann doch auf den Weg in Richtung Rocky Mountain National Park.

Kein Zug zu sehen ...

... da kann man noch so lange warten.

Heute bin ich der Fahrer. Das ist ganz gut, denn heute ist der Weg noch einigermaßen spannend. Langweilig wird es morgen auf der Rückfahrt schon noch werden. Außerdem sitz ich ganz gerne vorne, wenn es in die Berge geht und man Serpentinen rauf und runter fährt, da wird mir nicht so leicht trieselig. Als erstes geht es über den Berthoud Pass.

Der Berthoud Pass liegt in einer Höhe von 11307 Fuß, also 3446 Metern. Hier verläuft auch die Continental Water Divide. Alle Flüsse westlich fließen in den Pazifik, alle östlich in den Golf von Mexiko, beziehungsweise in den Atlantik.

Was das Fahren in den Bergen angeht, sind die Amerikaner die schlimmsten Amateure. Nun gibt es bei Automatikgetrieben schon die Berggänge, aber trotzdem fahren sie in Stellung D und stehen auf der Bremse.

Hinter dem Paß geht es, natürlicherweise, wieder runter und wir erreichen einen Ort namens Granby. Mittlerweile haben alle ein wenig Hunger und so gehen wir in ein Restaurant, was unter anderem mit deutscher Küche wirbt. Man kann sogar ein Warsteiner trinken und da schlagen meine Eltern natürlich zu. Es stellt sich heraus, daß die Kellnerin aus Salzburg, Österreich stammt und ihr Mann aus Dresden. Da können meine Eltern sogar auf deutsch bestellen.

Ein Warsteiner mit originalem Glas mitten in Colorado.

Als wir alle gestärkt sind, geht es weiter zum Nationalpark. Am Eingang muß man natürlich wieder Eintritt bezahlen, diesmal sind es sogar 20 Dollar. Aber die lohnen sich, denn man fährt nun auf einer Straße, die einen auf die für europäische Verhältnisse schon ziemlich beeindruckende Höhe von 12183 Fuß oder 3713 Meter. Und das mit dem Auto. Damit übertreffe ich locker meinen bisher höchsten Punkt, das Jungfraujoch in der Schweiz, welches 3471 Meter hoch liegt.

Die Straße nach oben. Sie ist, wie in Nationalparks üblich, ganz gut ausgebaut und es gibt diverse Stellen zum Anhalten und kucken.

Hier weht schon ein ganz schöner Wind und die Luft ist auch ziemlich dünn.

Nach ungefähr tausend Serpentinen erreichen wir das Alpine Visitor's Center. Von diesem aus kann man noch ein kleines Stückchen auf einen Berg laufen, aber das spare ich mir. In so großen Höhen bin ich lieber ein bißchen vorsichtiger und bewege mich nur so viel wie nötig. Meine Eltern haben damit keine Probleme, meine Mutter merkt nicht mal, daß die Luft dünner ist. Amy geht auch nicht mit, sie hat ja eh ein bißchen Höhenangst und jemand muß ja auch auf Daniel aufpassen.

Das Besucherzentrum mitsamt Parkplatz vom Hügel aus.

3659 Meter über dem Meeresspiegel.

Dem Hügelklettern folgt ein ausführlicher Besuch im Souvenirladen, wo alle außer mir ordentlich zuschlagen. Ich hingegen bin ganz froh, als es wieder nach unten geht. Ich hab zwar keine Höhenangst, aber Respekt vor der dünnen Luft und wie sie auf meinen Körper wirkt.

Das Höhenprofil unsere Fahrt durch den Nationalpark. Da wo das rote Kreuz ist, haben wir den höchsten Punkt erreicht.

Auf der anderen Seite sind wir vorhin entlang gefahren.

Auf der Fahrt hinunter gibt es dann als Highlight noch Hirsche zu bestaunen, die entlang der Straße rumstehen und sich von der großen Anzahl an Leuten gar nicht stören lassen. Die Parkplätze zum Kucken sind natürlich restlos überfüllt und so muß ich auf Drängen der anderen Leute im Auto einfach mal so anhalten. Das bringt mir zweimal einen Tadel der Park Ranger ein, weil ich doch bitteschön nicht mitten auf der Straße stehen soll. Das hat man von seiner Freundlichkeit.

Tiere in freier Wildbahn.

Nachdem wir genug gesehen haben, fahren wir relativ zügig zu unserem heutigen Etappenziel, dem Ort Loveland, Colorado. Dort quartieren wir uns wieder in einem Comfort Inn ein und gehen zum Abendessen in ein mexikanisches Restaurant namens 3 Margaritas. Das bedeutet soviel wie 3 Gänseblümchen und es handelt sich dabei wie fast überall in den USA um eine Kette. Das Essen ist aber wirklich gut und vor allem höllisch scharf. Da fließt der Schweiß in Strömen.

Mein Sonnenbrand tut immer noch ziemlich doll weh und so freue ich mich nicht wirklich auf die Nacht.
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