Der große Apfel
Tag 21 - 21.09.2005
Heute ist ein ganz normaler Arbeitstag, das heißt, Amy und die Kinder gehen rechtzeitig aus dem Haus. Da wir uns natürlich noch verabschieden wollen, stehen wir auch früh auf. Das hat auch den Vorteil, daß man einen relativ langen Tag hat und der Jet Lag vielleicht nicht ganz so schlimm wird. Naja, und außerdem muß ich ja noch meinen Koffer packen. Da mir tatsächlich noch zwei Minuten bleiben, schaffe ich es auch noch zwei Postkarten zu schreiben. Wenn das mal nichts ist.
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Briefe und Postkarten bringt man in den USA nicht zur Post, sondern man packt sie in den eigenen Briefkasten und macht das kleine Fähnchen nach oben. Der Briefträger, der hier mit dem Auto kommt, nimmt sie dann mit. |
Genau heute, wo wir nach Hause fahren, kommen die Bauarbeiter und wollen anfangen, das Haus zu erweitern. Das paßt ganz gut, denn es wird gleich schweres Gerät aufgefahren und als erstes die Betonplatte hinter der Küche mit Hilfe eines Preßlufthammers weggemeißelt.
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Wegen diesem Minibagger, unter Fachleuten Bobcat genannt, musste das ganze Zeug aus dem Garten geräumt werden. |
Lange müssen wir das nicht ertragen, denn gegen 10:30 Uhr fährt uns Jörg zum Lambert St. Louis International Airport. Das International ist eigentlich ein wenig übertrieben, denn der Flughafen hat zwar schon pro Jahr über 20 Millionen Passagiere, aber der einzige internationale Zielflughafen ist Toronto in Kanada.
Wir müssen zwar ein wenig anstehen, aber der Check-In mit den elektronischen Tickets klappt wieder einwandfrei. Außerdem fliegen ein paar interessante Leute: Man sieht einen etwas älteren Mann mit einem Pflaster auf dem Hinterkopf das die Vermutung nahe legt, daß jemand mit einem Eispickel zugeschlagen hat, eine ziemlich reiche junge Frau mit eigenem Kofferträger und einen Alleinreisenden, der sage und schreibe 5 Koffer dabei hat. Einer von seinen Koffern ist so groß, daß er das Förderband verstopft. Genauer gesagt dieses ominöse Loch, wo die Koffer immer hineinfahren. Mein Koffer wiegt wegen den vier Kekspackungen die ich drin verstaut habe, mehr als 55 amerikanische Pfund. Das ist zwar noch innerhalb des Freigepäcks, aber trotzdem bekommt er eine Banderole mit der Aufschrift "Heavy", also "Schwer". Die wuchtenden Gepäckmenschen sollen sich ja nicht verletzen.
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Der Mokel ahnt wohl, daß wir wieder zurück fliegen und hat deswegen schlechte Laune. Hätte ich auch. |
Die Verabschiedung ist zumindest von Jörg relativ einfach, denn er fliegt uns ja morgen schon hinterher, um am Berlin-Marathon teilzunehmen. Den Mokel werde ich aber ganz schön vermissen, gerade jetzt, wo er so dicht am rumkrabbeln ist. Nach der Sicherheitskontrolle haben wir noch ein klein wenig Zeit und so schauen meine Eltern noch einmal in einem Souvenirladen vorbei.
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Unser Flugzeug, wieder eine Canadair CRJ-200. Es steht zwar DeltaConnection drauf, aber eigentlich fliegen wir mit einer Fluggesellschaft namens Comair. |
Irgendwie müssen wir etwas deutsches an uns haben, ich vermute mal, das kommt von meinem Vater, jedenfalls fragt uns die Flugbegleiterin, ob wir nach Berlin fliegen. Ich sage ja und da meint sie, daß sie aus Stettin kommt. Wenn man sich mitten in den USA trifft, dann ist das schon ziemlich dicht beieinander. Das Flugzeug ist nicht ausgebucht und so haben wir eine 2+2-Sitzreihe für uns alleine. Meine Mutter nutzt das ganz schön aus und springt dauernd hin und her. Ich hingegen klebe mein GPS-Gerät ans Fenster und schau mir an, wo wir so langfliegen. Die Strecke entspricht ziemlich genau derjenigen, die ich im Februar mit dem Auto gefahren bin: Es geht über Indianapolis, Cleveland, am Eriesee entlang und dann in Richtung New York City.
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Okay, es sieht alles ziemlich blau aus. Das ganz blaue ist aber der Eriesee, wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr eine lange Landzunge sehen, das ist Long Point in Kanada, wo ich im Februar mit Sebastian war. Unten am Ufer kann man die andere Seite des Sees nicht sehen. |
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Wie man hier auf der Aufzeichnung meines GPS sieht, sind wir direkt über den Central Park in Manhattan geflogen. |
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Hier der dazugehörige Blick aus dem Fenster. Wenn ihr von den Hochhäusern schräg nach rechts oben geht, seht ihr zwei kleine Inseln. Mit Hilfe einer Lupe, könnt ihr auf der kleineren, weiter oben gelegenen, die Freiheitsstatue erkennen. |
Die Rückreise ist ja immer viel weniger beschwerlich, als die Hinreise. In New York müssen wir nicht mal durch eine Sicherheitskontrolle, sondern befinden uns gleich im richtigen Terminal und müssen nur circa 200 Meter zu Fuß gehen. Da ich ja das Flugzeugessen mittlerweile kenne, hole ich mir vor dem langen Flug noch schnell was bei Burger King. Das schmeckt besser und man bekommt auch viel mehr. Während ich so aus der Papptüte vor mich hin schnabuliere, suchen meine Eltern auch noch etwas, aber wie das so ist, einem 50 Jahre mit deutschem Essen verwöhnten Gaumen macht man nicht so leicht etwas vor und so gehen sie leer aus. Damit wir beim nächsten Mal keine Probleme mit der Einreise haben, lasse ich noch schnell die Überbleibsel vom I-94W-Formular aus den Pässen entfernen und dann geht es auch schon an Bord des Delta-Fluges 78 von New York JFK nach Berlin-Tegel. Das war es dann aber auch erst einmal mit der Hektik, denn nun heißt es warten auf den Start. Es geht vorwärts wie bei Stop-And-Go auf der Autobahn. Als wir nach circa einer dreiviertel Stunde starten, stehen hinter uns immer noch über 20 Flugzeuge, die auch gerne losfliegen wollen.
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Leider sieht man die lange Schlange nicht wirklich gut, also strengt mal eure Fantasie ein bißchen an. |
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Hinein in den Sonnenuntergang. |
Um den Jet Lag in Grenzen zu halten, versuche ich schon vor dem Essen ein wenig zu schlafen und tatsächlich nicke ich kurz ein. Dafür kann ich hinterher nicht mehr schlafen, sondern döse nur vor mich hin. Besser als gar nichts.